"Der kleine Yeti Verlag" ©
Ludger Wilp


Ruhrgebiet

Herz aus Gold - Seele aus Stahl



Hömma, ey!

Du hass ja wohl noch ne ganz alte Vorstellung hier vonnet Ruhrgebiet. Hier is nix mehr mit dreckich und so. Richtich sauber isset  mittlerweile gewordn. Hier kannze fast die Wäsche anne frische Luft reinign.
Im Ruhrgebiet is fast nix mehr mit qualmende Schornsteine und so. Und wenn da ma ein is, dann kommt da obn fast bessere Luft raus, alze hier unten atmen kanns.
Ne, getz ma ganz ohne Spass. Hier kannze mittlerweile richtich Urlaup machn. Im Ruhrgebiet finze allet watte suchn tus. Dat Angebot is so umfangreich, datte n ganzet Leben brauchs, um allet zu sehn oder zu erlebn.

Weiße eigentlich, dat Heinz Rühmann auch von hier außm Ruhrgebiet kommt? Der war garnicht weit weck von Bottrop. Der kommt nämlich direkt aus Essen und hat mit Sicherheit alz Kind auch hinterm Pütt auffe Straße Fußball gespielt. Hömma, selbs n Bundespräsident von Deutschland kam aus Essen. Dat war der Bürgerpräsident Gustav Heinemann.

Der Pütt is da heute jedenfallz nich mehr. Wahrscheinlich is da getz auch son Museum draus gemacht wordn. Überall wowa früher malocht ham, machense doch Museen draus. Nur wenich Leute arbeiten noch anne Kohle oder sind am Stahl kochen.

Also getz ma ganz ährlich, wann kommße ma hier Urlaub machen? Kultur wird hier ganz groß geschriebn. Und grün is dat hier, dat glaubße nich. Abba die Menschen hier sind genauso wie du und ich.  Die sind hier wie dat Ruhrgebiet selber – vonne  Maloche geprächt sindze gewordn. So sindze richtich herzlich und sehr direkt. 
Also bitte keine Voruarteile mehr gegenüber dat Ruhrgebiet!
Wir sind hier voll töffte.

Watte heute allet so kucken kannz

In Mülheim anne Ruhr kannze doch schon seit 1992 aufn ehemaligen Schrottplatz lustrumwandeln, weiße, dat is da am Ringlokschuppen, wose früher mitti Loks Karusell gespielt ham. Und dann gehße aufn Wasserturm und kucks dir dat Ruhrgebiet durche Kammera opskura an. Oder anne Ruhr kannze spaziern bis nach Kettwich, wennze Lust hass. Oder noch weiter und wennze noch genuch Puste hass, dann machße da ne Wochentour von und wanders bis anne Quelle im Sauerland. Kannze aber auch mittem Schiff machen, damitte die Beine schonz. Nur bis anne Quelle kommße mitm Schiff natürlich nich. Damit isset schon aufm Baldeneysee vorbei.

Ach, und Tauben gibtet hier noch genuch. Aber wenn datta deine Tauben sind, die da in Bottrop auffm Cyriakusplatz anne Kirche am rumpicken dran sind, dann komma ganz schnell vorbei, datte die hier wieder weghols!
Bei de Beerdigung von son Taubenvatter hamse zur Feier auffm Friedhof n paar von die Viechers fliegn lassn. Eine hat doch tatsächlich bei den Pastor auffn Talar gekackt.

Und noch wat. Hömma ey, wir haben hier ganz tolle Kumpels, die dich auße Patsche helfen, wennze ma in Not bis. Andere würden dich nich mehr kennen wollen, aber Kumpels außm Revier sind immer da, wennzese brauchen tus. Ohne die Kumpels gäbet dat Ruhrgebiet überhaupt doch ganich. Dann würden hier noch die Neandertaler mitti Keule durche Wälder hopsen.



Natürlich gibtet hier überall so moderne Klamottn, die man ganich verstehn tut, wie Iväntz und sowat. Son hochmodernet Gedöns musse ja nich machn. Stattdessen kannze ma ne schöne Veranstaltung besuchen, wovon et hier unzählich viele gibt.
Dann kannze auch ma die Familie int Auto packn und nach Bottrop anne Halde fahrn, woer dann zum Tätraeta raufgeht. Da kannze dann ganz obn rauf und dich die Gegend ankuckn, wie z. B. die Skeilein von Bottrop und kannz sehn, wie wenich Schlote und Dreck wir noch ham. 
Ich selber finde dat Tätraeta fürchterlich. Dat hamse gebaut, damitti Leute außm Fluchzeuch sehen können wo Bottrop is, wennse rauskuckn. Und dat war so teuer. Angeblich ham wir dat ja nich bezahlt. Aber wer dat glaubt wird selich; n Goldesel, der Geld kacken kann, ham die auch nich.
Hömma, weiße eigentlich, datte in Bottrop auffe Halde, da wo dat Tätraeta steht, richtich skifahrn kannz? Die ham da son Alpin Ski Center. Da brauchße nich mehr bis inne Alpen oder int Sauerland fahrn. Hier hasse sowat dann allet vor de Haustür.

Da lob ich mich auch den Gasometer. Früher hamwer Gas reingeblasen und heute is dat auch son Museum; jedenfalls unten drin. Für den Andrealinkick oder so, kannze mittn gläsernen Fahrstuhl bis ganz nach oben. Wennze dann aufm Dach stehn tus, dann kannze bei schön Wetter ganz weit kuckn über dat Ruhrgebiet, über ganz Oberhausen mittat CentrO und mittm Oberhausener Wasserturm oder bis nach Mülheim, wo denen ihre Wassertürme stehn, und bis nach Kaiserberch, wo der Duisburger Zoo is. Auch die Ruhrtalbrücke ganz weit weg kannze sehen und sogar bis nach Düsseldorf. Manchma meint man, bis nache Alpen kucken zu können.
Wennze aber Angst hass oder keine Zeit, dann kannze ma im Internet vom Gasometer runnerkucken. Is auch nich so gefährlich.
Da kannze auch bis nach Grafenwald kucken. Da ist nur die Halde Haniel im Wech, diee dir dann nur ebn ma wegdenkn muß. Oben auffe Hald hamse ja sogar n Gipfelkreuz drauf. Hömma, weiße wat? N Theater hamse da obn getz, n richtiget Freifluchtheater oder wie sich dat nennt. Jedenfallz kannze beim kuckn naß werden, wennet reechnet. Aber bei schön Wetter kannze ganz weit kuckn, bis nach Oberhausen, Mülheim, Duisburg, Dinslaken, Gelsenkirchen, Grafenwald und so. Dann gehße ma in Grafenwald aufn Feuerwachturm! Hömma, bis auf Schalke kannze kuckn, ährlich.

Der Mensch is ja von Natur aus neugierich und fliegn kanner nich. Im Ruhrgebiet gibbet auch keine Berge. So hamwa unsere eigenen Berge gemacht, damitwa unsere Neugierde befriedign können. Ärßma durftn ja nur die Arbeiters auffe Hochöfn, Wassertürme, Haldn etc. und die schöne Aussicht vom Ruhrgebiet genießen. Darum hat man in Dortmund n Fernsehturm gebaut, woe von obn bis int Sauerland kuckn kannz und in Essen inne Gruga hamse n Turm fürt Publikum hingestellt. Von nun an wusste jeder, wie dat Ruhrgebiet auße Vogelperspektive aussehn tut.
 
Also hömma, wennze dat getz ganz ährlich meinz, dat dich dat getz richtich leidtut, und datte dich dat Ruhrgebiet ma wirklich ankucken tun willz, dann tu ich dat Problem einfach garnich mehr weiter ignoriern. Schließlich habbich dich getz erklärt, dattet hier sehr schön is.
Wennze willz, dann frachse mich und ich kann dich dat allet zeigen. Allerdings habbich alleine für die MüGa in Mülheim n halbet Jahr gebraucht. Jeden zweitn Sonntach war ich da.
 
Wennze abba int Ruhrgebiet kommen muß und ganich kommen willz, dann machtet natürlich kein Spass. Genießen muß man schon können dürfen. Also bring genuch Zeit mit! Dann wird dat sicherlich unvergeßlich für dich, wie für mich n Besuch in Münchn oder Hamburch.


Wer so allet vonnet Ruhrgebiet kommt

Bestimmt kannze dich noch an den Adolf Tegtmeier erinnern, der früher die schönstn Geschichten außem Kohlenpott und auch von seine berühmtn Reisen erzählt hat.
Weiße eigentlich, dat der Tegtmeier Jürgen von Manger hieß und auch ganich von hier aus Wanne-Eickel kam? Nee, der kam aus Koblenz ursprünglich und is in Hagen dann später inne Schule gegangn, die er mit sein Abitur beendete. Nach seine Ausbildung zum Schauspieler und Sänger hatter dann Jura studiert. Jedenfallz war der ne richtige Konifäre inne deutsche Sprache und mußte unsern schön Dialekt ärßma lernen, watta abba dann ganz schnell gemacht hat.
Musse auch ma öfters WDR kuckn. Da kommen z. B. die Missfits aus Oberhausen und auch noch andere typische Urtypen außem Ruhrgebiet, wie z. B. Herbert Knebel oder Atze Schröder. Und Piet Klocke hat Essen alz seine Wahlheimat ausgewählt.
Übrigenz kommt der Helge Schneider aus Mülheim anne Ruhr und der Hape Kerkeling liebt sein Recklinghausen. Den Hebbet Grönemeier, der sein Bochum so schön besungen hat, kennt ja ganz Deutschland. Der Schauspieler Ralf Möller machte dat Ruhrgebiet getz in Hollywood alz „Conan“ bekannt.
Kennze auch den Ährwin? Lachße dich kaputt. Abba wahscheinlich kennze ja schon alle seine Lieder, wie z. B. "Ich bau mir mein Häusken nur anne Ruhr".
Weiße watt? Ein ganz wichtign habbich noch nich erwähnt. Hier in Bottrop, in Batenbrock, hat ma n richtigen Aazt sone Idee gehapt, nach Feieraamt n bisken Kabarett zu machen. Hömma, getz machter dat nur noch. Der kommt auch ma öfters im Fernsehn. Überall machter seine Dönekes. Hömma, selbs inne VHS in Bottrop war der und hat die Leute da nache Pizza-Studie ausgefracht. Ludger Stratmann is son echtn Bottroper mit Herz.
Eine ganz wichtige Person is schon leider fast vergessn. Die Älteren erinnern sich abba bestimmt noch an die Quasselstrippe aus Gelsenkirchen, an die grandiose Gisela Schlüter, die andere niemals zu Wort kommen ließ.

Heiliger Besuch

Halden hamwa hier im Revier ja ganz viele. Ich bin ma unsere Halde rauf, die große Haniel-Halde, damalz mit meine Tochter zusammen, alze 5 war. Jedenfallz kam dann auch der Papst mit 5 Huppschrauber im Ruhrgebiet. Hömma ey, wofür braucht ein Papst 5 Huppschrauber?
Wir dann ganz bis nach oben rauf und unterwegs hat uns die Polizei aufm Pferd kontrolliert. Ja, hammdie etwa gedacht, dattich mit meine Tochter zusammen den Papst entführn will?
Ganz oben warn noch mehr vonne Polizei, aber mitti grüne Minna. Da konntenwa auch wenigstns wat vom Papst über Polizeifunk hörn. Der selber war ja nich da oben, sondern auffe andere Seite vonne Halde aufm Werksgelände von Haniel. Wir dann bis annen Rand vonne Halde und nach unten geblickt. Und kumma, ganz klitzekleine Leute und mittendrin lief da son klitzekleinet Päpstken rum, mittn weißn Regnschirm. Wegen dat fiese Wetter hamwa uns hintern Polizeiwagen gestellt. Die hatten Platz genuch da drin aber meinze, die hätten ma wat gesacht, dattat kleine Mädken da reindarf? Nee, nix. Und dat Funkgerät hamse auch ausgemacht. Da hamwer uns gedacht, datter Papst auch getz alleine ohne uns zurechtkommen kann. Wir dann wieder ab nach Hause, die Ohren aufgewärmt.




Woanners isset auch nich besser

Übrigenz kanze froh sein, wennze nich inn Süden fahrn muss zum Urlaup machn. Da klaun die alle einem doch schon unterwegs während die Fahrt die Autoreifen vom Auto. Hömma, auf einma fährße auffe Felgen.
Mein Nachba fliecht ja immer mit ne ganze Gruppe nach Griechenland. Dat is irgendson hysterischen Verein, wose mittm Geschichtsbuch unterm Arm verreisn. Dies Jahr fahrn die inne Äsägis, hömma. Da stehn doch überall so byzantistische Kirchen rum, wo die dann am studieren dran sind.

In manche Länder musse aber auch schon am Strand ganz gewaltich aufpassen, datte dir nich irgendwat weghols. Da musse hinterher die ganze Familie in son Säurebad defizinieren.
Ne, da bleibich doch lieber hier in Deutschland und fahr wieder nach die Heidi inn Schwaazwald. Wir fahrn da immer in dat gleiche Hotel, obwohlwa öfter schon den Ort gewexelt ham. Ich weiß nich, abba dieser Garni muß schon n ganz reicher Pinkel sein, dat der soviel Hotels hat. Abba wahrscheinlich macht der sich reich, weil der außer Frühstück nix mehr serviert.

Ewige Freunde

Kannze überhaupt verstehn, wattich hier schreiben tu? Wenn ich dat sprechen würd, dann hätteße keine Probleme. Da bin ich mir abba voll sicher.
Mein Freund Anton konnte auch jeder verstehn, sogar wenner besoffen war, jedenfalls damals alßer noch lebte, nur hörn konnte ihn keiner mehr - zuhörn mein ich getz. Ewich hatter datselbe gequasselt - imma wieda und imma wieda datselbe Gedöns watter schon tausendmal erzählt hatte, selbst wennet von voorn Kriech war. Abba Anton konnte dat schluckn nich sein lassn. Hömma, über Anton könntich Stories erzähln, da würdeße außm Lachen nich mehr rauskommn. Zum Beispiel damals, alßer anfing zu erzähln von seine Zeit nachn Knast - wegn unterhaltener Unterlasszahlungen mußter wohl ma sitzn (wohl deshalb hattich ihn so lang nich gesehn) - da sachter doch für mich: "Hömma, damalz nach meine Scheidung, alz mein Bewerbungshelfer...."
Weiter isser nich gekommen. Uns alle standn die Tränen inne Augn vor Lachen.

Anton war aber n ganz töftn. Von dem konntesse allet ham. Dat war n echten Freund. Der hat dich nie in Stich gelassen. Da konnte sich so mancher ne Schnitte von abschneidn.
Eigentlich wolltenwa ihm ne Pulle Bier mit innen Sarch schmeißn, er hat sich abba klammheimlich davongemacht. So hamwa alle zu spät davon erfahrn.
 
Anton hatte ja bei mir ma ab und zu geaabeitet, weil ihm zu Hause ständich die Decke aufm Kopf am fallen war. So hatter meistens bei uns n Feuerken gemacht. Aber ne Pulle Bier mußte immer dabeisein. Und wegn seine künstliche Hüfte mußter sich anne Mistgabel, anne Schüppe oder anne Schuppkarre festhaltn, weiler sein Stock, wat sein ständigen Begleiter war, während de Aabeit niemals bei sich hatte. Getz konnter so auch sogar übern Komposthaufn marschiern, alz hätter niemals Probleme gehabt.
Einma, et wa mitten im Winter und voll am schneien dran, hatter den ganzen Laster voll altet Holz gepackt.
"Wat machs du denn da?", habbich ihn gefracht.
"Dat sollze mich nache alten Omma bringen. Die is ganz alleine und hat ne kalte Bude."
Jau, getz kannze ihn auch nich alleine lassen, dachte ich für mich. Abba mußte dat gerade heute mittn im dickstn Schnee sein?
Ganz klitzekleine Straßn mußtich da fahrn. Habbich sogar noch am Laster die Antenne an son Baum abgebrochen. Abba trotzdem hat sich dat gelohnt, denn ich hab da den Nachbarn von die Omma kennengelernt. Son richtich knorken Typ war dat. Anton war am auspacken und dicken Siggi stand inne Tür und war Anton ewich voll aufn Arm am nehmen, watter doch fürn faulen Sack wär.

Eines Tages kam Anton nich mehr. Nach mehrere Wochen hamwa uns dann Sorgen gemacht, weiler auch nich zu Hause zu erreichn war. Wir dann inne Krankenhäuser rumtelefoniert.
Weiße wat? In Wuppertal hatter gelegn. Ich hattn sogar anne Strippe gekricht. Wat sachter? "Am Herz hamse mich operiert. War n Notfall. Gleichzeitig hamse mich auch noch son paar Krampfadern weckemacht."
"Du Döskopp, Beipässe hamse dich gelecht", habbich ihm erzählt.

Wir dann am Sonntach mit alle Mann nach Wuppertal und dann in dem riesigen Krankenhaus nach Anton gesucht. Nach einer Stunde hattenwa ihn endlich gefundn.
"Heiliger Antonius! Wat machße bloß mit uns?", habbich ihn gefracht. "Aba kannze machen watte willz, wir finden dich überall."
Und er is sich ein am grinsen.
 
Glück auf!

Wennze im Ruhrgebiet komms, dann kann man nich sehn, datte nich von hier bis. Selbs wennze schwatt bis, fällt dat nich so auf. Bei uns inn Ruhrgebiet is dat ganz normal, schwatt zu sein. Hier ham ja viel Leute anne Kohle geaabeitet. Wat meinze, wiee danach aussiehs. Total kohlrabenschwatt bisse dann. Brauchße Stunden bisse wieder sauber bis.
Ich waa selber ma da unten. Mein Patenonkel war damals noch auf Pluto in Wanne-Eickel Obersteiger und da hatter uns ma mitgenommn.
Ärßma musse die ganzen Klamotten anziehn. Dann siehße genauso aus wien Berchmann. Krisse auch ne Gasmaske fürn Notfall annen Gürtel und ne Lampe für annen Helm dranzumachen, weil datta unten ja nicht so voll beleuchtet is, wie in deine Küche zum Beispiel.
Wennze dann fertich bis, kannet losgehn. Ärßma inn Fahstuhl. Glaub ma ja nich, dattat son ganz modernen Fahstuhl is, wie bei deinen Doktor, der im 3. Stock seine Praxis hat. Nee, hier is allet schwatt und dreckich. Hamse zwar gefeecht, aber soo sauber kriss du dat auch nich mehr. Wird ja sowieso wieder dreckich vonne ganze Kohle und vonne dreckigen Kumpels, die Schicht ham.
Der Fahstuhl heißt hier ja auch Förderkorb, weil damit die ganze Kohle nach obn gefördert wird. Wir dann ärßma da rein und dann gehtet ab nach untn, abba mit Schmackes, sach ich dich. Da pfeifen dich ganz gewaltig die Ohrn. Immerhin mußtenwa ja so schnell wie möglich nach untn, weil, wenn der Förderkorb so langsam is, dann is doch eher wieder Schicht alz bisser angekommen is. Dann würdn die Kumpels ja alle nur den ganzen Tach am Fahrstuhl fahrn dran sein und hättn bis heute noch kein Stücksken Kohle gefördert.
Auf 800 Meter Tiefe hielt der Förderkorb plötzlich an und wir konntn aussteigen.
Kohle? Fehlanzeige. Dat sah hier aus wie auffem Bahnhof vorn Eingang zum Tauerntunnel. Nur die Züge warn viel kleiner. Für Personen hatten die aber nur ganz wenich Waggons. Wir dann in son Ding rein und ab die Post. Hömma, nich ma Fenster zum rauskuckn warn da drin. Na, sehen konntnwa sowieso nix, weil ja allet stockduster war, wennze man ma von so einzelne, kleine Funzeln absiehß. Hier unten kannze ja theoretisch von Kamen bis nach Duisburch mittn Zuch fahrn, ohne dattat hier obn einer merkt. Nur, datte total schwatt bis, verrät dich dann immer woe gerade herkommen tus.
Wir dann angekommen und immer noch nix vonne Kohle zu sehen, obwohl alles schwatt war.
Keine Kohle, aber dicke Rohre hamse hier und viele Kabels und son Gedöns... und Telefon hamse, wahrscheinlich um die Alte zu Hause anzurufen, op dat Mittachessen schon feddich is.
Ich immer noch auffe Kohle gewaatet und plötzlich mußtnwa wieder mittn Fahstuhl fahrn, nur diesma waret n ganz kurzen, wie bei dein Doktor inne dritte Etage. Ärßma dacht ich, dattat getz wieder ganz nach obn geht, aba dann mußtnwa schon aussteign.
Getz waret n bißken heller abba voll dreckich und staubich. Hier könnte denen ihre Alte auch ma saubamachn, dachte ich so für mich aber dann sah ich ne große Maschine, die da so anne linke Wand entlangschrappte. Rechts war ne riesige Halle - hier wa die Maschine wohl schon gewesen. Überall hattense so Säulen vonn Boden bis anne Decke. Sah irgendwie aus wie in Griechenland in son altn Tempel, nur nich so vornehm.
Und warm war dat hier. Konntesse kein Fenster aufmachen, wie Anton immer sachte. Hamse total vergessen die Fenster reinzumachen, dat man ma lüften kann, damitta der Mief abzieht.
Gut, die Luft hamse ja dann über die dicken Rohre reingebracht.
Wir also nach links rübba, anne Maschine kuckn. Jau, die Maschine schrappte da die ganze Kohle vonne Wand. Die Kohle fiel dann auffn Fließband und weck warse. Die kommt dann in die Loren und diese dann übern Förderkorb und nachn paar Hunnertmillion Jahrn endlich wieder obn anne frische Luft.
Dann krichte ich aba auch ma son richtigen Abbauhammer inne Fingers gedrückt. Mann, war dat schwer, mit sonnem Preßlufthammer die Kohle abzubauen, und ich dachte an die Kumpels, die dat früher ewich so machen mußten. Zum Glück machte ja hier getz die meiste Arbeit diese große Schrämmaschine. Heute hat man noch modernere Maschinen, die die Kohle noch schneller abbauen tun. Heute ham die auch so Schilde, die mitti Maschine mitwandern und wo dahinter gleich wieder alles einbrechen tut, datti heute keine Säulenhalle mehr ham, da untn.
Wir dann weiter, und die Decke wurde immer niedriger oder der Boden immer höher. Dat war hinterher noch weniger alz wennze unterm Tisch herkriechn würdes, nur datte hier 800 m Erde über dich drüber hass. Heute holnse ja schon die Kohle von über 1000 m rauf.
Hömma, da unten sagense imma "Glück auf", wennse eigentlich "Tach" meinen. Wahrscheinlich musse Glück habn, datte wieder nach obn kommß. Aber ich kenne keinen Kumpel, der auf sein Feierabend verzichtet hätte und untn gebliebn wär.
Wir brauchtn am Ende von diesen Flöz nicht mehr mittm Fahstuhl wieder nach untn fahrn, weil son Flöz ja meistens schräch inne Erde liecht. So konntenwa gleich innen Zuch einsteigen und die ganzen Kilometers zurückfahrn.
Mit Schmackes ginget na obn und dann hießet saubermachen. Mann, dafür brauchße Stunden. Darfße ja über keinen lachen, musse ärßma inn Spiegel kucken, wiee selba aussehen tus.

Kapütt

Pluto hatte kurz darauf dichtgemacht, soll aber nich an mich oder am Dreck gelegen ham.  Mein Patenonkel wurde dann Betriebsführer in Gelsenkirchen auffe Zeche Consolidation oder Consol, wie der Berchmann sacht, weiler dat so aussprechn kann, ohne n Knoten inne Zunge zu kriegn. Jedenfalls is Consol genau da, wo auffe Bismarckstraße mein Onkel, der Bruder von mein Papa, dat Blumengeschäft hat.
 
Früa, alz mein Oppa noch lebte und alz ich noch son ganz klein Dropp war, wohnter nämlich genau hier in Bismarck - natürlich mit unser Omma zusammen. Die beidn ham hier noch vorm Kriech den Laden aufgebaut.
Hinterm Haus war der Bahndamm und da konntze oben beobachten, watta allet los war.
Die warn da echt voll am malochen dran. Auffe Gleise konntze noch so richtich alte Züge sehen, so welche, die noch dampfen konntn und mitti Kohle fuhren, die se auch geladn hattn. Dieselloks waren da schon modernerere Lokomotiven. Jedenfallz war datta voll dreckich, denn da warn ja auch noch die vieln Schornsteine, Schlote, Kühltürme, Abfackelrohre und so. Aus letztere kam immer Feuer raus. Würde man ja heute nie mehr machen, ne?
Aus alle andern Rohre und Schlote kam Qualm in alle Farbn, konntze dich aussuchen. Schwatt, grau, hellgrau, orangsche, braun, gelb, weiß und noch andere Faabtöne gabet zur Auswahl. Aba egal woe durchgelaufn bis, hinterher warße schwatt und pottdreckich, auch wennze durchn weißen Qualm gelaufn bis.

Heute siehße von den ganzen Dreck nix mehr. Die ganzn Schlote sind weck und auch die Kühltürme. Auch die Züge siehße nich mehr und sogar die ganzen Malocher sind weck, alz hättense allesamt die Flucht ergriffn. Allet is abgezäunt und voll mit Unkraut zugewaxn.
Dat heißt aba nich, datti getz ganix mehr machen wollen, nee, ganz im Gegenteil. Die wolln da son Freizeitpaak draus machen. Mein Onkel soll getz dafür sogar den Gaaten abgebn. Wahscheinlich wolln die außm Bahndamm ne Rutsche machn und dann landn die Kinders alle mitten inne Primeln.
 

Et rappelt und scheppert

Weiße eigentlich, datwa hier im Ruhrgebiet eigene Erdbeben ham? Jau, dat machn die Kumpels unter Tage. Die sprengen da für neue Tunnels oder ziehen die Stempels alle wieder weck, dat 1000 Meters Erde nach untn krachn tun. So ganz richtich hamse mich dat nie erzählt. Vielleicht is dat ja auch streng geheim.
Jedenfallz klappert dat hier oben schomma ganz gewaltich. Da wackeln die Wände und dat gute Geschirr, watwa von unser Omma geerbt ham, scheppert wie aufn Polterabend.
Heute morgen ganz früh war wieder son Geschepper. Ich mich im Bett dann ärßma wieder umgedreht. Zum Frühstück hör ich dann inne Nachrichten, dattat n richtiget Erdbeben war.
Kumma hier! Annere lachen über unsere Erdbebn oder Öhrs Quäks, wie man dat auf Englisch sacht. Dazu gibtet im Internet ne Adresse, woe dir dein eigenet Beben selber aussuchn tus, datte die unterschiedlichn Stärkn auffe Richterskala vergleichn kannz. Da musse abba dein Compjuter ordentlich festhaltn, ne!
Vonne vielen Bergsenkungen hasse auch hinterher viele Risse inne Häuser. Aba nich nur dat. Inne Häuser gehn auf einma die Türn ganz von alleine auf oder zu. Auch Mutti rutscht der Kochpott immer vonne Herdplatte und die Suppe läuft von alleine vonn Teller auffn Tisch, weil dat ganze Haus schiefsteht. Und nich nur dat, woe gestern noch mittm Farrad bergrunner gefahrn bis, musse dich heute auf einma abstrampeln, datte den Berch hochkomms, der gestern noch annersrum stand.
Jedenfallz wennze hier wohnz, dann hasse dir die Eintrittskaate fürt schiefe Haus im Fantasialand gespaat; dat hamwa hier allet gratis. Ganz schlimm hattet unser Omma ma erwischt. Morgens kucktze int Wohnzimmer und da liecht dat ganze Wohnzimmer auf einma im Keller. Gut, dattat nich tachsüber passiert is, sonz hätte unser Omma auch im Keller gelegn, wahrscheinlich mit dat Fernglas inne Hand, womitze immer hinter de Gardinen die Nachbarn beobachtet hatte.
Hömma ey, hier is ne Pommesbude, wennze da rausgehen willz, dann is dat so, alz wennse dich rausschieben würdn, so schräch geht dat ab. Wennze dannoch ein inne Kirsche hass... mein lieber Scholli.... dann kannze froh sein, wenn in diesem Moment keiner die Tür aufmachen tut, sonz stehße mitten auffe Kreuzung und weiß nich, oppe auch gerade grün hass.
 
Der Kohlenpott kocht

Also wennze vonn Ruhrgebiet sprechn tus, dann bedeutet dat nich nur Kohle sondern auch Chemie und Eisen- und Stahlindustrie. Früher konntze hier überall inne große Städte Hochöfen sehen. In son Hochofen waret immer tierisch heiß, so datte Steine drin kochen konntes. Also hamse ärßma n Feuer angemacht - Kohle hattense ja genuch dafür - und alzet heiß genuch war, hamse über sone schräge Auffahrt ne Lore mit Eisenerz hochgeschickt. Dann hamse dat ganze Erz inn Ofen gekippt und untn kam dann flüssiget Eisen raus, weilet vor lauter Hitze wie Butter inne Sonne geschmolzn is. Die Arbeiter da brauchtn jedenfallz nich mehr inne Sauna. Damit hättessese nur beleidicht.
Mit dat flüssige Eisen konntesse abba noch nich viel anfangn. So hat ma irgendsoein schlauen Kerl zu sich gesacht: "Hömma, da könnwa besser Stahl von machen".
Gesacht, getan, und weil der Kerl wohl ma n Maurer war, baute er ne riesige Speismaschine nur getz nich für Speis, nee, hier kam getz dat flüssige Eisen rein und viel Schrott. Schrott brauchße nämlich, um Stahl zu machen. Hömma, hier konntesse vielleicht sogar dein altet Auto wiedasehen oder dein altet Moped oder auch dat kaputte Bügeleisen von Mutti oder sogar dat Farrad, watze dich ma geklaut ham.
Wenn getz also dat allet so richtich veredelt is, dann hasse Stahl. Stahl kannze nämlich bearbeiten, z. B. walzen, biegen oder auch drauf rumhämmern bisse dusselich wirs. So Bleche konntesse hinterher z. B. in dein Auto wiederfindn, z. B. alz Karosserie. Oder ganze Züge hamse draus gemacht oder Gleise, wo die Züge drauf am rumfahrn sind oder Verkehrsschilder, damitte dich nich verfährß, wennze im Ruhrgebiet unterwegs biss.
Alße genuch Züge hattn, hat sich der alte Krupp gedacht, datter getz Panzer und Kanonen baun kann, weil ja zu seiner Zeit gerade der Kriech vor de Tür stand. So gabet für ihn wenixtens kein Auftrachsloch.
Wat? Woher ich dat allet weiß? Na, auße Schule natürlich, und von außn habbich die Hüttn und  Stahlwerke doch alle gesehn.
Aber allet is getz bald Geschichte. In Dortmund z. B. wurde doch getz ne ganze Eisenhütte abgebaut und nach China verkauft. Da kamen ganz viele Chinesen und filmten, wie viele tausend Tonnen Stahlkonstruktionen abgebaut werdn und nach China verfrachtet werdn. Dann schicktense die Filme übert Internet nach China, damitti da hinten kucken können, wie man dat wieder aufbauen tut. Die brauchen doch dann nur noch den Film rückwärts laufn lassn.
Allerdinx is diese Dreckschleuder nur nach China verlagert. Unsere Umwelt is dat egal, wose vernichtet wird. Kaputt gehtze dabei so oder so. Hilfe!!!

Vonne Kaue inne Kneipe

Die Arbeiter hier im Ruhrgebiet, die so richtich dreckige Arbeit gemacht ham bzw. immer noch machn, sind die sauberstn Menschn vonne ganzen Welt. Wennze z. B. gerade vonne Kohle komms, dann musse durche Waschkaue, da führt überhaupt kein Wech dran vorbei. Und dann gibbet nur dat volle Waschprogramm, wie bei Mutti zu Hause anne Waschmaschine, nur nich so elektrisch.
Nache Maloche gingen früher die Arbeiters alle inne Kneipe, um sich den Staub auße Kehle zu spüln. Mitunter standense da in Fünferreihen inne Bierhallen, wie die Kneipen ganz früa ma hießn, anne Theke. Dat geschah typischerweise meistens dann mittm leckeren Pilsken und n Korn.  Manchma kam dann von irgendein Kumpel die Olle, um ihm dat Geld abzunehmen, damitter nich gleich allet auffen Kopp haut, watter gerade schwer verdient hat.
In viele Kneipen stehn oder hängn irgendwelche Spielautomaten. Am beliebtesten is ja immer noch der Bisquit - Automat; da schmeißte dein Geld rein und dann bisset quitt.
Hinterher kann der Gast vielleicht nich mehr bezahln, und so musser allet anschreibn lassn. Dat nennt man dann n Deckel machn". Wenn dat dann öfters passiert, dann hat der Wirt nachher n ganzn Packn davon. Hömma, da is schon so mancher Wirt pleite dran gegangen. Dat is aba getz nich der Hauptgrund, daitti Kneipen alle so nach und nach dichtmachen mußtn. Nee, dat is eher davon gekommen, datti Zechen nach und nach dichtgemacht ham. Ohne Staub inne Kehle muß wohl auch keiner mehr spüln.

Inne Kolonie

Jedenfallz ginget dann nach Hause, weil die Olle da ja schon lange mit dat Essen watet. Schnell wat hinter die Kiemen gestoppt und dann nach oben aufn Dachboden, die Tauben füttern. Getz wa aba imma noch kein Feierabend, getz mußte man noch Kohlen außm Keller holn, weil der Ofen mal wieder fast am ausgehn war.
Im Sommer mußte man dafür inn Gaaten, nache Kartoffeln und nachn Gemüse kuckn, Unkraut hackn oder die Salatköppe gießen. Zum Glück brauch man heute keine Berchmannskuh (Ziege) mehr zu melken, da heute jeder seine Milch bei Aldi kaufn kann.
Sone Bercharbeitersiedlung is schon wat tollet. Alle Häuskes hamse saniert, und getz kannze zum ärßtnma die volle Schönheit bewundern. Vorher war ja immer ne dicke Dreckschicht drüber.
So is dat ursprüngliche Bild erhaltn gebliebn.
Da triffße dich im Gaaten oder auffe Straße mit dein Nachbar Paselaki oder häls ma n Pläuschken mit Ali über die Tomaten, während du dann nebenbei die Blagen ma wieder anmachen muß, weil die die Farräder mittn auffn Wech schmeißn. Wennse dat ma sein lassen, dann kriegense auch n Klümpken oder können sich welche mitbringn, wennzese ma anne Bude schicks zum Bier holn. Dat Bier wird dann abends meistens ganz gemütlich beim Pläuschken mitti Familie oder mitti Freunde zusammen inne Küche getrunkn.
Ja, dat Leben in sonne Bercharbeitersiedlung is schon wat feinet.
Die Steiger, Obersteiger, Betriebsführer und so ganz hohe Tiere vonn Pütt ham ne eigene Siedlung mit so ganz große Häuser, riesige Platanen vor de Tür und n riesigen Gaaten hinten dran. Die brauchn den Gaaten nur ankucken, die Arbeit da drin macht dann immer son eigener Gärtner vonne Zeche.

Kohle aus Holz

Getz gabet ja nich soviel Kohle schon so ganz früh inne Ära. Abba dat Eisen gibbet schon, seiti Bronzezeit zu Ende is. Solange die Menschheit noch auffe Kohle waaten mußte, hamse für die Hochöfen anzuheizn Holzkohle genommen. Früher war ja hier überall nur Wald und hier und da son paar kleine Dörfkes. Westerholt, Kettwich, Hattingn und sogar Unna sind richtige Beispiele dafür, weil da noch heute echte Fachwerkhäuskes rumstehen. Kumma, wennze da so kucks, dann siehße sofort, datti schon im Mittelalter an die Berchschäden gedacht ham, die irgendwann ma inn paar hunnert Jahren uns so manchen letzten Nerv raubn werdn. So hamse damals schon dicke Balken mit inne Mauern gepackt, sodattat Häusken niemals zusammenklappen kann. Total krumm und schief sindze getz alle, abba noch keinet is umgekippt.
Abba zurück zu die Eisenhüttn! In Sterkrade brauchtense inne GHH (Gutehoffnungshütte) ganz viel Brennmaterial. Getz is Grafenwald ja nich ne Ewichkeit von Sterkrade weck, obwohlet ja damals noch keine richtign Straßn und Laster gab. In Grafenwald, ganz inne Nähe vonne Grafenmühle, wohnte n richtigen Köhler. Der ewich ab inn Wald und Holz gesammelt. Dann hatter n großn Meiler gebaut und Holzkohle gemacht. Dat war ne Arbeit für einen, der Vatter und Mutter umme Ecke gebracht hat. Der Köhler hat nämlich so gut wie nie Schlaf gekricht, weiler den Meiler nich auße Augen lassn durfte. Wenn nämlich dat Holz da drin plötzlich am brennen anfing, dann konntze die ganze Schose vergessn. Nee, dat Holz darf doch nur so vor sich hinkokeln.
Kannze dich vorstelln wie dat is, wennze plötzlich vor n Haufen Asche stehs und alle Arbeit war umsonz? Wenn abba allet in Ordnung war und der Köhler is nich eingepennt, dann konnter zwischendurch sogar nochn paar Klotschen schnitzn, datter wieda wat warmet für de Füße hat, wenner inn Wald geht und neuet Holz holen tut.

Ganz olle Straßn

Diese Straße, über die die Holzkohle nach Sterkrade gebracht wurde, is uralt. Die meistn Leute rasn heute mitm Auto drüber und tun so, alz wär nix geschehn. In Grafenwald heißt diese Straße "Alter Postweg". Im Jahre 1723 fuhr hier zum ärßtnma die Postkutsche von Bonn bis nach Münster. Vorher hat nur n Postbote auffem Pferd die Briefe transportiert. Dat hört sich ja allet lange her an, diese Straße is abba noch viel, viel älter alze denks. Dat wirße getz bestimmt nich glaubn, kannze abba ruhig - der "Alte Postweg" is schon 2000 Jahre alt. Dafür gibbet sogar Belege. Jedenfallz hat man schon zu Zeiten vonne Römer mit schwere Wagens Bernstein vonne Nordsee (ja, dat gabet auch ma anne Nordsee) über Duisburch bis nach Massilia (Marseille) gebracht und aufm Rückwech Metalle bis anne Nordsee. So führt ne richtich hysterische Straße durch unsre Heimat.

Nochma zurück zu dem Köhler. Wenn der gewußt hätte, dattn paar hundert Meters unter ihm schwatte, brennbare Steine wärn, dann hätter sich bestimmt nich so krummgemacht. Mit Sicherheit hätter sich auffe Zeche beworben oder er hätte Bäume gefällt für die vielen Stempels, die die da untn brauchn.

Die Legende frei erzählt

Getz abba die Frage, wie man denn rausgekricht hat, dat manche Steine richtig brennen könn.
Dat soll untn bei Witten gewesn sein, sacht jedenfallz ne Sage. Und zwar war da son Hirtenjung mit seine Schafe unterwegs. Auf einma war dat schon fast duster, alßer sich dachte, ma son richtiget Feuerken zu machen, damitter sich die Fingers aufwärmen kann. Dafür hatter sich ne kleine Feuerstelle gemacht, wo er ringsrum son paar Steine gelecht hatte. Dat war einer von den ganz vorsichtigen Typen, denn er wollte nich, datti ganze Wiese am brennen anfängt. Abba da hatter Pech gehabt, denn die Steine, womitter dat Feuer eingerahmt hat, fingen auch alle am brennen an. "Jau", dachter so für sich, "da habbich mich getz ja richtig selber mitti schwatten Steine verkohlt." Darum hat man diese schwatten Steine dann wohl Kohle genannt. Opper getz noch  Kartoffeln drin gemacht hat, verrät uns die Sage abba nich mehr. Et war ja schließlich keine Kartoffelfeuersage.

Der liebe Gott macht die Kohle

Wie abba is die Kohle dahingekommen? Und wieso liecht die Kohle so tief unter die Erde? Wat is überhaupt Kohle?
Hierzu müssenwa ma ganz weit zurückgehn inne Geschichte von unsern Planet Erde. Noch weiter zurück alz 2000 Jahre. Noch viel weiter zurück alz die Neandertalers. Noch vor die Dinosauriers. Keiner kann sich dat überhaupt vorstelln, wie lang 200 bis 300 Millionen Jahre sind und doch muß man so weit zurückdenkn. Damalz gabet hier im Ruhrgebiet nix alz Wald mit riesich große Pflanzen, datte nur Bauklötze staunen konntes. Die Pflanzen konnten ja so richtich ungehindert waxn, weil ja da noch keine Saurier dran am rumfressen warn und weil damalz die Luft ganz voll mit Kohlendioxyd war, datte diese Luft überhaupt nich atmen konntes.
Getz stand abba inne Schöpfungsgeschichte, dattet noch die Saurier und später die Säugetiere gebn soll. Dafür mußte die Luft mehr Sauerstoff und viel weniger Kohlendioxyd enthaltn.
Die Urpflanzen ham ständich Kohlendioxyd in Sauerstoff umgewandelt, und nachm Absterbn hamse sich selber kompostiert, und der Kohlenstoff war wieder anne Sonne. Wat konnte der Schöpfer da machn?
Alz der Wald ma wieder ganz groß war, hatter ma ebn n richtich fürchterlichet Unwetter geschickt, dat allet platt war und anschließend hatter mit all Gedöns, watter so hatte, die ganze Schose luftdicht abgeschlossn. Getz war der Kohlenstoff eingesperrt und die Bäume und Pflanzen ham sich schwattgeärgert und sind zu Stein gewordn. Obndrauf kam noch ne Schicht Steine und Erde und wie beim Gärtner wurd neu ausgesät. Nach n paar Millionen Jahre dann wieder dat selbe Schauspiel und wieder und wieder, bis letztendlich der Ruhrgebietler erschaffn wurde. Der konnte getz mit viel Spass die ganze frische Luft atmen.
Seit der junge Mann mit seine Schafe am Kartoffelfeuerken gesehn hat, datti Kohle brennt, is der Ruhrgebietler am buddeln und verbrennt in Zeit von nix, watti Natur in so viele Millionen Jahre geschaffen hat. Wat getz am schlimmstn is, dat is, datter die ganze Atmosphäre dadurch wieder voll Kohlenstoff bläst und selber auffm letztn Loch am pfeifn is. Darum müssenwa getz bald ma grundlegend umdenkn.

So wird n Ruhrgebiet gemacht

Hirten und Schafe hattet auch später noch gegebn, selbs heute siehßese nochma hier und da. Alle Kinder ham dann n Riesenspass wennse sowat ma sehen. Dann sagense immer: "Boah, wat viele Schafe!"
Früher, also ich mein getz so ganz früher, da gabet ja noch nich so viele Häuser hier. Abba Wirtschaft gabet - Landwirtschaft. Da hattense Pferde, Kühe, Hühner, Schweine - eben alle Viecher, die so aufm Bauernhof rumlaufen. Später wurden die vielen Häuser, Zechen, Hütten und allet andere gebaut. Plötzlich laach son Bauernhof mitten inne Stadt drin. Getz noch ne Autobahn über de Wiese gebaut und alle Viecher mußten ausgesiedelt werdn. Natürlich hatte dann irgendwann auch der Bauer mit sein Hof keinen Sinn mehr gesehen, datter getz mitten inne Stadt wohnen soll. So isser dann irgendwann auffet Land außerhalb vonne Stadt gezogn. Natürlich wolltn auch viele andere Leute nich mitten inne Stadt lebn und so sindze auch auffet Land gezogn. Alle waren wieder glücklich und zufriedn bis... bis hier dann dat gleiche Spiel von vorne anfing. So wurden die Städte immer größer und werdense immer noch. Wenn dat so weitergeht, dann besteht eines Tages die ganze Welt außm Ruhrgebiet.

Verkehrswege wohinne kucks

Erschlossen is ja hier so ziemlich allet. Wir ham ja fast alle n eigenen Autobahnzubringer vor de Haustür sozusagen. Andere Verkehrswege mußtn lediglich umgebaut werden, wie z. B. die Ruhr. N paar Schleusen gebaut und schon konntn Schiffe drauf rumfahrn. Von Wesel hat man den Wesel - Datteln - Kanal bis nach Datteln gebaut und neben de Emscher den Rhein - Herne – Kanal, Richtung Nordsee den Dortmund – Ems – Kanal und Richtung Osten den Dortmund – Hamm – Kanal. Bei Datteln treffense sich alle und bildn da den größtn Kanalknotenpunkt Europas.
Die Emscher diente immer nur alz Abwassergraben. Darum war datta immer so am stinken dran und is vielleicht heute immer noch am stinken, weil diese Art von Umweltverschmutzung für hunnert und mehr Jahre reichen tut.
Vielleicht schwimmen ja doch einet Tages ma wieder Fische inne Emscher. Dafür musse abba noch kräftich renaturiert  werdn.
Die andern Gewässer sind aber mittlerweile so sauber gewordn, datta schon längere Zeit wieder Fische drin rumschwimmen, diee auch angeln und essn kannz.
Jedenfallz fahrn auffe Ruhr und auffe Kanäle die Schiffe mitti Kohle, mitm Stahl, mit Futter für de Viecher, mit Autos aus Bochum (Opel) oder aus Wolfsburch (VW) und und und. Über de Kanäle kommße mitm Schiff inne ganze Welt, wennze willz. Wennze nur bis nach Duisburch fährs, dann kommße auffen Rhein. Hier in Duisburch is der größte Binnenhafn vonne ganze Welt, also ne richtige Superlative.
Natürlich wird auch viel mitti Bahn transportiert. Getz soll die Bahn ja wieder son richtign Auftrieb kriegn. Ganz neue Streckn solln fürn neuet Netz für Europa gebaut werdn. Da solln dann Intercityzüge drauf rumfahrn. Allerdinx ham so manche Politiker die fixe Idee, einen Transrapid hier innet Ruhrgebiet zu stelln, wahrscheinlich, datti Omma getz mittm Affentempo nach Aldi und zum Bäcker fahrn kann. Abba ich finde, dattat n bißken zu weit geht. Vielleicht düsen bald auch noch U-Boote im Rhein - Herne - Kanal rum, weil sich ma wieder son Politiker n Denkmal setzn wollte. Die Umwelt versaut dat allemal.
Nich nur zu Wasser oder zu Land, nein, auch durche Luft kann man sich hier im Ruhrgebiet bewegen. Da is z. B. n Fluchhafen in Dortmund, woe ma etwas weitere Flüge machn kannz, weil hier n bißken größere Fluchzeuge landen und starten. Etwas kleinere Maschinen gibbet aufm Fluchplatz Essen/Mühlheim. Auch hier hamwa wieder ne richtige Superlative. Seitdem et keine Zeppeline mehr gibt, wurde hier inne sippziger Jahre wieder n ähnlichet Projekt gestartet. Hier baut man die sogenanntn Blimse. So heißn die Zeppeline heute, weil da drin kein Stahlskelett mehr is.
Der nächste Fluchplatz in meine Nähe is nur n paar Kilometer von Grafenwald entfernt, und zwar auffe Grenze Kirchhellen - Dinslaken. Hier gibbet noch ne Superlative, die wirklich total super is. Hier stellt der größte Fluchzeuchbauer Deutschlands seine tollen Kisten her. Es ist Walter Extra, der auch schomma Europameister im Kunstfluch war. Die Extras sind die Maschinen unter den Fluchzeugen, wie die Ferraris unter die Autos oder die Haalie Dewitzons unter die Motorräders. Jedenfallz sinti Extras inne ganze Welt bekannt und werdn vonne ganz reichn Millionäre gekauft, wie z. B. von so reiche Ölscheichs.
Wennze abba noch weiter fliegn willz, so richtig weit mein ich getz, dann gehtat nur von Düsseldorf aus, und dat is nich mehr ganz im Ruhrgebiet.

Grüße aus dem All

Die Superlativen noch nich genuch; et gibt ja noch ganz annere Fortbewegunxmittels. Getz mein ich nich die vieln kleinen Züge mitti Kohle unter Tage, nee, getz gehtet ganz nach obn inn Weltraum. Hierzu muß man nach Bochum fahrn, nachet Kap Kaminski, benannt nach Professor Heinz Kaminski (*1921 - +2002). Alßich dat ärßtema da war, habbich vergeblich nache Raketen Ausschau gehaltn. Nee, nix war von solche Dingers zu sehen. Nur war da sone riesige, runde, aufgeblasene Halle und daneben so Baracken, die ich schon außem Fernsehen und vonne Büchers kannte. Wenn man sich dat so von draußen bekuckt, diese Gebäude aufm Hügel inne gefrorene Felder (ich war im Winter da), dann krisse son richtiget Gefühl fürn unendlichen Zukunftsglauben, wieer damals inne Pionierzeit wohl nich nur inne westlichen Welt herrschte. Dat ganze futuristische Denken hatte sein Grund. Vielleicht kannze dich noch annen Sputnik erinnern. Dat war damals inne fuffziger Jahre dat ärßte von Menschen gemachte Objekt im Weltraum. Jedenfalls sah dat nich so aus wie die gleichnamigen Sputnik - Nudeln. Diese hat man nur so genannt, weil niemand wußte, wie denn son Sputnik überhaupt aussehen tut und so dachte man, datter aussieht wie eben genau diese Nudeln. Abba dat war nich der Fall. Der Sputnik war rund wien Fußball vom VfL Bochum, nur, datta noch son paar Pinne dran warn, welchet wohl die Antennen darstelln solltn. Und schon konntze kein Fußball mehr damit spieln.
Alz getz 1957 die Sowirtunjoon dat Ding im Weltraum schoß, da war der Professor Kaminski so richtich auf Zack und stellte alle seine Empfänger in Richtung Universum. Somit war der gute Professor plötzlich voll berühmt, weiler alz ärßtn Mensch westlich vonnen Ostblock dat Piepsen vonn Sputnik gehört hat. Dat war dann abba auch allet wat son Sputnik konnte.
Son andern russischen Fluchkörper konnte dafür die „Internationale“ spieln. Professor Kaminski war auch gleich wieder auf Empfang.
Nun war der Professor Kaminski so richtig heiß aufn Weltraum gewordn, und so baute er dat größte Teleskop, wattet bis dahin gegebn hat. Drumherum hatter dann diese Halle aufgeblasen, dattat Teleskop nich naß wird. Getz konnter so richtich viel außem Weltraum mitkriegn, weil da oben nun son richtiget Feuerwerk an Raketen, Raumschiffe und Satelliten am rumfliegen anfing..
Später konnte man im Kap Kaminski ne halbe Mondlandefähre und n Mondrover ankucken.
Professor Kaminski krichte von getz an immer wieder Besuch von Astronauten und Kosmonauten.
Ich getz vonnet Weltraumfieber schon seit meiner Kindheit infiziert, mußte natürlich den Start vonne D2 Mission von Bochum aus mitkriegn. Ich morgens dahin und zusammen mitti Wissenschaftlers dat Schauspiel so richtich professionell auffe riesige Leinwand angekuckt: ...6...5...4...3. Countdown abgebrochen. Schade.
Ich war auch mal auffe andern Straßenseite vonnet Kap Kaminski inne Wirtschaft drin. Da kannze ganz viele Fotos von früher sehen, von Professor Kaminski, Hermann Oberth und von viele andere Raumfahrtpioniere. Sogar Carpenter, einer der ganz ersten amerikanischen Astronauten, war ma hier zu Besuch.
Auch wenn am Kap Kaminski der Zahn des Bechgbaus und der Zeit genaacht hat, so is Bochum noch heute die Stadt, die am weitestn inn Weltraum kuckt. Dat mein ich getz nich sprichwörtlich, nee, die beteilign sich am Bau vonnem Projekte in Chile, welchet ermöglicht, so weit wie noch kein Mensch vorher innen Weltraum zu kuckn. Darum heißt dat Teleskop „Owl“ oder auf Deutsch „Eule“.
Professor Heinz Kaminski war n Kind vom Ruhrgebiet und er war stolz darauf.
„Großstadt Ruhrgebiet – Stadtteil Bochum“, pflegte er zu sagn, wenner nach seine Herkunft gefracht wurde.
Vielleicht wird sein Traum vom Weltraumbahnhof in Bochum tatsächlich einet Tages noch Wirklichkeit, dat auch wir hier im Ruhrgebiet die Faszination vonne Weltraumfahrt anne historische Objekte vonne Weltraumflüge erlebn dürfn.

Fortbewegung

Inne Städte im Ruhrgebiet sinti Straßn und Autobahnen oft verstoppt, weil hier jeder irgendwo hinwill oder irgendwo herkommen tut, und wenn dat nur nach Aldi zum einkaufn is. Morgens ganz früh fängt dat schon an, und spät abends hörtet vielleicht ma irgendwann auf. Wennze abba getz mittm dicken Verkehr selber nix zu tun habn willz, dann fährße einfach mittm Bus oder mitti Straßenbahn nache Arbeit oder nach Aldi. Allerdings musse dann die ganzen Einkaufstütn schleppen.
Früher wollte man in viele Städte hier im Ruhrgebiet die Straßenbahn ganz abschaffen, weil die eben den Autoverkehr behindert ham. Sone Straßenbahnhaltestelle lag ja meistns mittn auffe Straße, und die Autos mußtn oft alle anhaltn und waatn, bis die Bahn wieder weg war. Anne nächstn Haltestelle dann datselbe Schauspiel. Also weck mitti Dingers! Kann man auch allet mit Busse erledigen.
Allerdinx ham einige Städte mitten inne City die Straßenbahn unter die Straße geleecht. So hattense auf einma ne U-Bahn ausse Straßenbahn gemacht. Dat heißt, dattat eigentlich im Grunde immer noch ne Straßenbahn is, aber eben wose unter de Straße fährt, ne U-Bahn is.
In Oberhausen hamse nach ganz viele Jahre Straßenbahnabstinenz ne ganz neue Straßenbahnstrecke gebaut. Diese Strecke is ne ganz eigene und stört somit nirgenzdwo den Autoverkehr. Auf diese Strecke kannze sogar mittm Bus fahrn, eine Multifunxjoonsstrecke sozusagen.
Wennze getz abba keine Lust hass, mittm Bus oder mitti Straßen-U-Bahn zu fahrn, und auch kein Auto zur Verfügung hass oder auch kein Führerschein, weil sich son Polizist den ma wieder bei dir ausgeliehen hat, dann kannze natürlich auch mittm Farrad fahrn. Allerdings musse dich dann durche ganzn Abgase quäln. Dafür kannze dann aber die schönen Strecken hier im Ruhrgebiet zurücklegn, watti Autofahrer nicht können, weil diese Streckn für Autos nich zugänglich sind. Dann fährße ma am Wochenende mit Mutti und die Ulligen inne Ruhrauen spaziern oder ma ann Baldeneysee zum Picknick oder Richtung Norden nach Waltrop Henrichenburch, dat Schiffshebewerk ankucken. Dat getz ma nur so alz einige Beispiele von Tausende.
Natürlich gibtet hier auch jede Menge motorisierte Zweiräder. Ganz beliebt warn früher die Mofas, weil die billich warn und sich nich jeder n Auto leistn konnte. Mittm Mofa konntze auch gut bis innet Gebüsch am Kanal kommen, um da am Wochenende in aller Herrgottsfrühe angeln zu gehn. Dann gabet so manchesma zum Mittachessen n dicken Fisch.
Später ma hattn dann auch die Jugendlichen Mofas, diese weniger zum Fahren brauchtn, weilse die Dinger nur am frisieren warn. Normalerweise darf man damit ja nur 25 km/h fahrn, aber sowatt muß man ja unbedingt auf 60 oder 80 Stukis bringn. Natürlich is dat nur wat für wirklich Lebensmüde, aber zum Glück sind solche Leute ja die meiste Zeit mittm frisiern beschäftigt, so datti ganich zum Fahrn kommn.
Im Ruhrgebiet fahren auch viele Leute Motorräder. Am Wochenende bei schönet Wetter treffense sich meistens dann anne Grafenmühle und diskutiern über ihre Maschinen. Eigentlich könntense auch mittm Farrad anne Mühle fahrn, dann hättense abba nix mehr, wose drüber diskutiern könn.


Umweltverschmutzung

Dat Ruhrgebiet is ja nich nur ne Region von Stahl, Kohle und Chemie, nee, auch alle annern Gewerbe wurden hier ansässich. Der Mensch siedelt ja meistens imma da, wo auch Wasser is. Wenn dat Wasser fließt, dann is dat umso besser. Fließendet Wasser war schon immer eine Quelle der Energie. Also wurde die munter vor sich hinplätschernde Ruhr alz Arbeitstier mißbraucht. Man baute Mühlen und konnte damit Maschinen antreiben.
Gerade in Mülheim anne Ruhr wurdn viele Mühlen gebaut, weil Mülheim ja anne Ruhr liecht. Hier in Mülheim hat man z. B. Leinen gemacht, und hier gibtet sogar heute noch ne richtige, echte Gerberei, wo die noch auf ganz natürlichen Wech Leder gerben. Die Hausfrauen brauchtn ja alle n Fensterleder, weilse wegen de dreckige Luft ständig die Fenster am putzen warn. Leder braucht man natürlich auch noch für viele andere Dinge, z. B. fürn Ledermantel oder für Schuhens und Gürtels. Abba am wichtigsten is doch fürn Berchmann dat Arschleder. Nich lachen getz, dat heißt wirklich so, weil, wenn die da unten, tief inne Erde immer so aufm Hintern am rumrutschen sind, dann würdense sich doch ohne Leder ständig die Hosen kaputtmachn. Dat weiß doch jede Mutter.

Jau, die Mütter hatten ja imma viel zu tun. Wegen de dreckige Luft konntense ständich die Fenster putzen, wie ich schon sachte. Inn Norden von Oberhausen mußtense einma inne Woche wienern. Wenn dann noch der Wind vonne Ruhrchemie aus Holten rüberkam, dann konntense sogar die Wäsche noch n zweitetma waschn, weil die dann auffe Leine ganz chemisch gelb wurde. Wennze abba getz z. B. in Eisenheim, genau hinter de Dreckschleuder Zeche Osterfeld wohntes, dann konntenße alle drei Tage die Fenster putzn.
Hier standen zum Heizen inne Zimmer Kohleöfen rum, wat auch nich gerade ne saubere Sache war. Ständich konntze allet neu tapezieren, weilze schon nachn paar Wochen sehen konntes, wat Thermik bedeutet. Da wo die Wärme aufgestiegn war, da waret auch am dreckichstn anne Wände.


Der Ball muß getretn werdn

Wat machße, wennze auffe Straße ne leere Blechbüchse triffs? N Cowboy würde drauf schießn; der Ruhrgebietler tritt mit sein Fuß dagegen und fängt am pöhlen an.
Wat macht der tüpische Ruhrgebietler wohl am Wochenende? Dreima darfße ratn.
Natürlich gehter zum Fußballplatz oder int nächste Stadion. Dat is doch für viele Leute Pflicht wie für n Pastor jedn Sonntach die Kirche.
Jeder kennt ja die Kultvereine in schwarz-gelb vonne Borussia aus Dortmund und die könichsblauen von Schalke 04 aus Gelsenkirchen oder den VfL aus Bochum oder den Meidericher Spielverein aus Duisburch. Abba da gibbet auch noch Vereine, die nich mehr in ganz Deutschland bekannt sind, die abba auch ganz große Erfolge inne Bundesliga hattn, wie z. B. die rot-weißen aus Oberhausen oder die rot-weißen aus Essen, wo Ente Willi Lippens einst seine Späßken machte. Wenige erinnern sich noch an die Zeiten, alz Wattenscheid inne Bundesliga gespielt hat. Wer kennt denn noch Hannes Bongarz alz aktiven Fußballspieler, ne?

Wer ma ganz genau hinkuckt, der sieht, datze überall am Fußball am spielen dran sind. Ärßma gibtet in jeden Stadtteil Vereine, und dann spielnse auch noch an jeder Ecke. Ja selbs inne Kneipen gibtet Thekenvereine. Da treffn sich z. B. die Mannschaften "Bahnhofseck" und "Zum Pütt" und spieln da genauso wie die großn Vereine, nur datti dann aufm normaln Sportplatz pöhlen.
Also der Ball is rund, und dat runde Leder muß irgendwie in dat Eckige mittm Netz dahinter undm Torwart davor, welcher ewich verhindern will, dattat einer macht. Wird dann ma n Pott (Pokal) hier inn Pott (Ruhrgebiet) geholt, dann tanzt hier nich nur der Bär, dann boxt hier auch noch gleichzeitich der Papst. Wat meinze wohl, wie dann hier die Post abgeht? Dann steht dat halbe Ruhrgebiet auffm Kopp. Die andre Hälfte hält ja für Dortmund oder eben umgekehrt für Schalke. Abba egal, wat vonne Kneipen hier im Ruhrgebiet noch übrig is, dat is dann mit Sicherheit voll bis zum geht nicht mehr und die Fans natürlich genauso.
Gehnwa ma zurück ann Anfang, so vorm Kriech oder so. Damals ging der Gelsenkirchener in dat Glückauf - Stadion auf Schalke. Abba dieset Stadion wurde irgendwann ma viel zu klein, weil die Fans immer mehr zugenommen haben, dat nich nur an Gewicht. Jedenfallz baute die Stadt Gelsenkirchen für ihr Zuchpferd Schalke 04 n riesiget Stadion - dat Parkstadion. Schönet Geschenk, wa? Eigentlich wurde dat Stadion ja für de Fußballweltmeisterschaft vierunsippzich in Deutschland gebaut, genauso wie dat Westfalenstadion in Dortmund. Abba son Stadion kann man ja auch noch nache Weltmeisterschaft gebrauchen. In Dortmund war dat nur für Fußball möglich, auf Schalke konntesse auch noch laufen, werfen, springen und son Gedöns allet. Getz abba werdn die ganzn Stadions alle plötzlich wieder zu klein oder zu alt. Auf Schalke hat man darum n ganz neuet Stadion gebaut, sogar mit Dach drüber, damit keiner mehr naß wird, wennet ma wieder voll am reechnen is. Wennze da in dat neue Stadion gehß, dann wirße schnell merken, datti da ne eigene Währung ham - den Knappen. Hömma, dafür brauchße keine Wexelgebühren zu bezahlen. Allet wird eins zu eins umgerechnet. Dat heißt also, datte für ein Euro ein Knappen kriss. Dafür sind aber die Preise n bißken gesalzener alz inne soziale Marktwirtschaft vonn Euro. So isset besser, wennze deine eigenen Dubbels (doppeltes Butterbrot) mitbringn tus, datte dir wat zwischen de Kiemen schiebn kannz, wennze ma Kohldampf (Hunger) kriss.

Kohldampf krisse von alleine

Und schon sindwa bei de Ernährung vonnem Ruhrgebietler. Dat Butterbrot is dat A und O für alle hier. Et fängt doch schon inne Kindheit an, die Kleenen kriegn n Dubbel mit inn Kindergaaten. So geht dat weiter inne Schule, dann inne Ausbildung und später auffm Bau, im Walzwerk, im Büro, aufm Lastkahn, ja sogar der Lehrer inne Schule hat sein Butterbrotpaket dabei und wennze reinkucks, dann findze da die Dubbels drin. Wat hatter drauf? Schon wieder Leberwurst? Oder heute ma holländischen Käse? Der Ruhrgebietler kricht so ziemlich allet aufet Butterbrot, watte im Supermarkt anne Käse- oder Wursttheke kriegen kannz.
Damit der Ruhrgebietler auch gesund bleibt, hatti Mutti auch immer n Stücksken Obst mit reingetan. Ma findze n Appel, ma ne Appelsine oder auch ne Tomate. Manchma befindet sich sogar n Ei da drin.
Dat Wichtigste für n Ruhrgebietler is die Thermosflasche, denn er braucht zum Frühstück immer sein Kaffee oder auch ma Tee.

Wat gibbet denn zu Mittach? Hier fangwa ärßma inne Pommesbude an, weile hier ständich und jeden Tach den tüpischen Ruhrgebietler antreffn tus. Hier kannze sehen, wieer sich gerade Currywurst-Pommes rot-weiß bestellt. Oder er bestellt sich ne Haxe oder n halbn Strauß (halbes Hähnchen) mit wenich Fluchstundn oder n italienischn Pfannkuchen (Pizza) oder einfach nur n Bremsklotz (Frikadelle) mit Senf. Ganz ernährungsbewußte Ruhrgebietler bestelln sich n gemischtn Salat mit viel Ascorbinsäure. Dann hatter Vitamin C genuch fürn ganzn Tach.
Trinken tut der Ruhrgebietler meistns Bier, egal watter gerade am essn is. Dat is ja so richtig tüpisch für n Deutschen Pizzeriabesucher. Der geht mit seine Angebetete inn ganz feinet Restorang, bestellt Pizza Romantika für zwei Personen, fürt Schätzken ne Karaffe Lambrusco und für sich selbst n leckeret Pilsken.

Zu Hause kricht der Ruhrgebietler allet mögliche aufn Tisch und allet wird gegessen, wat da draufkommen tut. Früher hat man ja behauptet, dat Fleisch einen so richtich kräftich machen würde und so hat der Ruhrgebietler viel davon gegessen. Später hatter sich dann gewundert, datter schon mit knapp fuffzich Jahrn inne Mottenkiste laach, weiler n Herzkasper gekricht hat. Andererseits warer abba auch froh, datter endlich seine Gicht los war, die natürlich auch durch dat viele Fleisch gekricht hatte. Meistns hatter dat Fleisch inne Freibank gekauft, weil datta billiger war, abba nich schlechter alz inne normale Metzgerei. Zu Feiertagen hat der Ruhrgebietler auch ma n Stallhasen geschlachtet, den die Mutti dann lecker zubereitet hatte.
Womitte jedn hier im Ruhrgebiet kriegen konntes, dat is auch heute noch der Eintopf. Jaaa, da fängt dat Herz am schmilzen an und der Magen am knurren. Davon verträächt ein jeder noch ne zweite oder dritte Porzjoon.
Auch kuckt der Ruhrgebietler immer mehr, watter so im eigenen Gaaten für n Gemüse anbauen tut. Jedenfallz is dat Gemüse nich mehr so dreckich und schwatt wie früa, weil ja die Luft hier getz viel sauberer gewordn is und somit dat Gemüse gesünderer. Auch tut der Ruhrgebietler sein Gemüse im Gaaten nich mehr mit so schädliche Pestizide spritzen, weiler dat ja auch mitessen müßte, weil ja gegessen wird, wat auffen Tisch kommt.


Gesund muß ja auch der Sportler lebn, denn mitte dickn Plautze kannze kein Blumenpott gewinnen. Stell dir ma vor, wenn da getz im berühmten Ruhrgebietsachter, der schon seit Jahrzehnten alle möglichn Titel, Pokale, Medaillen und Urkunden inne ganzen Welt absahnt, wenn da getz wirklich so richtich übergewichtich dicke Kerls drin am rumrudern wärn! Hömma, dat Böötken würde doch sofort versinken. Darum machen son Sport nich minder gewichtige Kerls, dafür abba umso muskulöserere. Wenn die sich inne Riemn legn, dann wandln die die Energie, die sonz nach untn zieht, getz in Energie Richtung Goldmedaille um. Dat könntn die abba nich, wennse sich ständich unkontrolliert die Kalorien reinhauen würdn.

Natürlich gibtet hier im Ruhrgebiet auch Boote, die n bißken stabiler sind. So kann auch derjenige, der getz n klein bißken zuviel wiecht, so ganz gemütlich mittn auffm Baldeneysee oder auf fast jedem anderen Gewässer hier im Ruhrgebiet, seine Angel auswerfen. So kanner dann seine geräuchertn Makrelen selber fangn.

Berühmtheiten

Getz gibbet abba auch Menschen hier, die wachsn scheinbar nur inne Höhe. Wer erinnert sich nich an Willi Wülbeck, der wegen seine lange Beine einst Rekorde gelaufen is? Seine Frau hatte ma bei mir n Weihnachtsbaum zurücklegn lassn. Nachmittachs hörte ich eine Stimme hinter mir: "Guten Tag! Ich wollte den Weihnachtsbaum abholen, den meine Frau heute ausgesucht hat - für Wülbeck." Er sprach mich in Hochdeutsch an. Ich drehte mich um und schaute gegen zwei Beine, da ich gerade am Boden hockte. Ich schaute höher - Beine. Noch höher - Beine. Ganz weit oben dann sah ich leibhaftich den berühmtn Willi Wülbeck vor mich stehn. Wennze getz so alz normalgewachsener Durchschnittsbürger vor ihm stehß, dann kuckße ihm gerade ma so knapp übern Bauchnabel. Also für unter Tage is der Willi jedenfallz nich geeignet.
N andrer Riese is der Zehnkämpfer Jürgen Hingsen, der vieln noch bekannt sein dürfte. N nich so großen, aber dafür n noch viel kräftigeren, is der Gewichtheber Rolf Milser aus Duisburch. Mann, da konntze abba Muckis sehen.

Wo ich gerade bei de berühmtn Leute bin, mussich doch auch den Kammersänger Rudolf Schock erwähnen. Weil der ja aus Duisburch kam, kamer wohl auch ma bei uns seine Blümkes kaufn. Abba der Kammersänger noch nich genuch. Auch Manfred Jung is von hier, ausm Oberhausener Norden. Opper getz n Nachbar von Willi Wülbeck is, kannich nich sagn. Jedenfallz is Manfred Jung durch Bayreuth berühmt gewordn, weiler da den Siegfried gespielt hat. Zusammen warer da mit Karl Ridderbusch aus Recklinghausen, der ja vielleicht nochn Stücksken bekannter is.
Jau, dat Ruhrgebiet is ganz schön musikalisch. Alleine in Oberhausen gibtet zich Chöre und Gesangvereine rein vokal.



Jedem sein eigenen Autobahnzubringer

N echtn Ruhrgebietstüp is ja auch der Atze Schröder aus Essen Kray.
Kray is ja nur n Katzensprung vom Ruhrschnellwech weck  Dat is die ehemalige B1 oder von die ganz Alten auch noch Hellwech genannt, so ne ganz alte Straße, wose im Mittelalter Salz und annere Klamotten drauf rumkutschiert ham. Die Straße ging Richtung Osten nach Soest und noch weiter östlich bis nach Paderborn. Jedenfallz tunse heute dat Salz lieber auffe Straße streuen, wennet im Winter glatt wird.
Nun geht diese Straße, oder besser gesagt Autobahn, auch direkt durch Essen. Getz warn die damals so intelligent, datti die Straße fast mitten durch Kray, ganz knapp am Maaktplatz vorbei verleecht ham.
So is dat dann auch auffe ganze Strecke bis nach Dortmund so, datte fast überall gleich inne City stehn tus, wennze ne Abfahrt runterfährs. Weil abba da, woe runterfährs, meistens ne Ampel is und gerade morgens früh die Autobahn total voll is, staut sich der Verkehr von Dortmund bis nach Duisburch und von Duisburch bis nach Dortmund. Damitte getz dat ganze Elend nich so siehß, hamse ja die Idee gehabt, die ganze Autobahn zu überdachen. Teilweise hamse dat ja auch schon gemacht. Da spieln heute die Kinders oben über de Autobahn auffe Wiese, und in Essen is sogar obn ne Fußgängerzone mitti ganzn Geschäfte drauf.

Bis vor einiger Zeit abba wolltense ja mittm Metrorapid diese Autobahn mehr entlastn. Wenn getz Müller-Bau z. B. in Mühlheim seinen Bagger, den Kran, den Radlader und die Baubude nach Wattenscheid auffe Baustelle bringen muß, dann möchte ich ma sehn, wie der dat mitm Metrorapid transportiern will. Darüber hatten die Politikers nämlich nix erzählt. Da stehter dann nämlich da wie n Oxe vorm Scheunentor, der Herr Müller.
Berufsverkehr heißt ja nich nur, datti Beamten innet Büro transportiert werden müssn oder Tante Erna nach Dortmund, weilse zur Abwechslung ma da nach Aldi einkaufen will. Die Politikers in Düsseldorf ham wohl keine Ahnung. Zum Glück hatten se letztendlich doch n Einsehen und der Metrorapid wird nich gebaut.
Die ham die eine Idee noch nich ganz zur Ende gedacht, schon hamse die nächste. Um den Schwerlastverkehr vonne Autobahn runnerzukriegn, wollnse die Ware in so ne Art Rohrpost unterirdisch durchet Ruhrgebiet jagen. Musse dich ma bildlich vorstelln, wie getz die Eierkes vonne Legebatterie durche Röhre bis nach Aldi in Castrop Rauxel flitzen!


Also weil dat getz immer so proppevoll auffe B1 is, hamse sich ja schon Ende der sechziger Jahre auffe Socken gemacht und fingen damit an, den Emscherschnellwech zu bauen. Dat hat dann bis inne sippziger Jahre gedauert, und später hieß dann diese Autobahn A42. Getz fing man ja überall im Ruhrgebiet, mitten inne Industrie, mitten durche Städte, mitten durche Siedlungen, also so richtig ohne Rücksicht, diese Autobahn zu bauen. Hömma, da krisse echt die Krise, wennze sowat siehs. In Oberhausen z. B. hasse auf eine Seite den Rhein-Herne-Kanal, auffe annern Seite hasse den Friedhof Osterfeld. Oder kommße durch Gelsenkirchn. Da fährße am Bahnhof Zoo fast übern Bahnsteig; n Stücksken weiter kann dir Tante Lissbeth direkt vom Frühstückstisch aus int Auto kuckn und sehn, wiee gerade inne Nase am popeln bis, watti Autofahrer ja generell gerne tun. Mussese nur ma anne Ampel beobachtn!
Wennze getz abba bei Tante Lissbeth bis und wills wieder nach Hause fahrn, dann brauchße nur umme Ecke fahrn und, hömma ey, schon bisse wieder aufm Emscherschnellwech. Genauso schnell bisse auch mittn in Wanne Eickel; einfach umme andere Ecke, dann über de Emscher und schon bisse da unten und kannz Tante Bruni besuchn.
Der Emscherschnellwech (A42) geht bis nach Castrop Rauxel. Wennze getz abba noch nach Dortmund willz, dann kannze dich aussuchen, oppe getz Richtung Norden über de A2 oder Richtung Süden und dann über de A40, die ehemalige B1 fährs.Auffe annern Seite kommße sogar bis nach Kamp-Lintfort, auffe annern Rheinseite.

Die A40 Richtung Venlo verläuft über Duisburch Kaiserberch, da wo der Duisburger Zoo is. Hier treffen sich alle möglichen Autobahnen, datte ganich mehr richtich durchblickn tus. Abba getz nich, weil vielleicht die Italiener bereits dat Ruhrgebiet unterwandert hättn, nee, eben wegen diesem ganzen Durcheinander vonne vielen Autobahnen hier, nennt man dat ganze Gebilde auch Spaghettiknoten.




Wer brüllt denn da?

Politikers und Beamte ham ja schon imma so fixe Ideen gehabt. Da meintense doch ma, datze durchn Wald von dem Graf Westerholt einfach ma sonne Straße baun müssn und dat der Egon Graf von Westerholt mit seine 60 Jahre wohl nix mehr so richtich mitkriegn täte. Da hattn sich abba die feinen Herren mitti Krawatte allesamt gewaltich inne Fingers geschnittn. Die solltn ganz schnell merkn, dat 60 noch kein Alter is und mit dem Grafen auch nich zu spaßn, wennet ärnz wird.
Der Graf dachte darüber nach, wieer den Herren am bestn eins auswischn kann, datze gleich bei ein von ihre nächstn Ortsbesichtigungen n riesign Schreckn kriegn würdn, datze ganz schnell wieder auf andere Gedankn kommn. Wie könnter sein eigen Grund und Boden wohl besser vor Vandalismus und Beamte schützn, alz wenner die ureigenztn Ängste in ein Menschn schürt, dieet gibt?
Egon Graf von Westerholt zäunte kurzerhand sein Grundstück ein und setzte Löwen innen Wald. Fortan hatte er seine Ruhe und nie wieder hat jemand von eine Straße gesprochn.
Der Verkehr floß außenrum und bis heute hat dat niemand gestört.
Viele Ruhrgebietler könn sich noch an den Löwenpark Westerholt erinnern, wo man für n paar Mark fuffzich mit sein Auto durchfahrn konnte, um die Löwen zu sehn.

Nord – Süd – Konflikte

Wennze getz ma vonn Norden aus ganz durch dat Ruhrgebiet durch bis nach Essen willz, sagnwama bis inne Gruga zum Blümkes kucken, mein lieber Scholli, hömma, dann stehße da - nämlich irgendwo anne Ampel im Stau und tus dann auf grün warten. Natürlich wird dat auch ma grün, abba die Schlange ist lang genuch für mehrere grüne Phasen. Getz meinze wahrscheinlich, dattat anne nächste Ampel nich mehr so is. Abba dat sind getz ja anne nächsten Ampel genausoviel Autos, datti Grünphase zur Rotphase wird. Natürlich könnte man ja ne Rotphase schalten; die Verantwortlichen vonne Städte da oben in ihre Rathäuser ham dat wohl noch nich kapiert. Bei ne geschaltete Rotphase hättnwa doch bei dem dicken Verkehr wieder ne Grünphase, und allet würde wieder fließen wien Gebirxbach n Berch runnerfließt.

Dat Problem is ja, datti früher, alz die dat Ruhrgebiet am errichten anfingen, zuwenich Autobahnen in Richtung Süden gebaut ham. Jedenfallz hier is dat ganz schlimm. Da geht wohl die A3 bis zum Breitscheider Kreuz, woe von hier aus in Richtung Essen komms. Dat is abba n riesigen Umwech. Tröstlich is wohl der tolle Ausblick vonne Ruhrtalbrücke, woe ja dann ganz automatisch drüberkommen tus.
Getz gibtet ja noch die A 516. Die is abba plötzlich in Oberhausen zu Ende, und dann kannze nur noch durchn dicken Verkehr bis inn Süden anne Mühlheimer Stadtgrenze, wo die Auffahrt auffen Ruhrschnellwech is. Selbst die Nord-Süd Achse führt mitten durch Duisburch, und somit stehße da auch nur im Stau.
Nee, da ham die dat im östlichen Ruhrgebiet besser. Die ham mehrere Autobahnen Richtung Süden oder Norden; kommt drauf an, von woe getz kucken tus. Aber die brauchn getz nich inne Gruga, wo mittlerweile schon Feierabend is vonne ganzen Rumsteherei anne Ampeln. Und musse auch immer auffe Tanknadel achten, weile nämlich den ganzen Sprit für nix und widdernix inne Luft blasen tus!
So bleibße besser in Bottrop und fährs mittem Farrad in Stadtwald und inne Kirchheller Heide zum Bäumkes kucken und frische Luft schnappen.



Germanien bleibt Germanien

Wennze getz abba ma bis nach Haltern komms, dann kannze da auch gleich n Besuch im Römermuseum machen. Hier kannze allet mögliche über die Römer erfahrn, watti mit uns ollen Germanen bis zum Jahre 9 getrieben ham. Die ollen Germanen hatten damals überhaupt keine Lust, ständig mittm ganzen Hausrat inne andere Gegend zu ziehen. Irgendwann war denen dat zu bunt, ständig vonne Römer durche Gegend gejacht zu werden, und da hamse kurzerhand die Römer rausgeschmissen. Jeder kann sich ja noch an den Trick von den Hermann den Cherukerfürst erinnern. Bis inne Dammer Berge oder inn Teutoburger Wald, so genau weiß dat heute keiner mehr, hamse die Legionen gelockt, und alzet so richtich am plästern war und der Boden ganz matschich und weich, da hamse draufgehaun. Getz denkt jeder an Asterix und Obelix. Da muß ich getz abba alle ne große Enttäuschung antun, weil dat nämlich absolut gaanich lustich war. Die Römer wurden regelrecht abgeschlachtet, so mit ganz viel Blut und rollende Köppe, sofern die Matsche dat zuließ. Wegen de brutaln Schlachterei spricht man ja heute noch vonne Schlacht im Teutoburger Wald, obwohl dat vielleicht auch inne Dammer Berge war. Hermann ham die Germanen hinterher alz Dankeschön hinterrücks abgemurkst. Erst weit mehr alz 1800 Jahre später tat denen dat leid, und da hamse Hermann n riesiget Denkmal inn Süden vonn Teutoburger Wald gebaut. Und da stehter heute noch so im Wald rum und hält sein Schwert inne Luft, alz wollter sagen: "Laßt euch bloß nie mehr blicken, sonz gibtet nochma die Hucke voll!"
Jau, die Römer getz die Buxe voll und sind dann ab auffe annern Rheinseite. Die hatten getz son Schiss, dat denen der Rhein alz Grenze nicht ausreichte; die ham dann den Limes erfundn. Dat war n Grenzwall mit Pallisaden und Wachtürme oben drauf. Irgendwie hatte dat den Eindruck wie die Grenze vonne Ostzone, nur datta kein Stacheldraht und keine Selbstschußanlagen zu finden warn, weilet die damalz noch nich gab.
Wer getz so ganz hysterisch interessiert is, der sollte sich ma unbedingt n Tach am Wochenende Zeit nehmen und zum Römerlager nach Xanten fahrn, woe alle dat alte Zeugs vonne Römer ankucken kannz. Die ham da so uralte Gebäude und Tempels und ne Badeanstealt, die abba heute nich mehr benutzt wird. Und ne riesige Arena hamse da auch, nur datti da früher noch kein Fußball drin gespielt ham, weil dat ja noch nich erfundn war. So hamse solange ganz fiese, blutige Gladiatorenkämpfe veranstaltet. Sogar Löwen sollten da manchmal n richtiget Gemetzel organisiert ham. Heute sindwa abba n bißken zilivisierter, und darum werden da Opern und Musicals aufgeführt.
Wer vonne ganzen Kuckerei Hunger gekricht hat, der kann hier auch richtig essen, wie dat früher die Römer gemacht ham. Logischerweise kann man getz annehmen, datti auch son Lokal aufmachen könnten, wo alte Germanische Speisen serviert werdn, n Lokal, wo man essen kann, wie die alten Germanen. Aber dat hamwa doch schon länx an jede Ecke. Dazu brauchße doch nur inne Pommesbude jemand bei de Schweinshaxe beobachtn - dat is genauso wie damalz bei de ollen Germanen.


Blutige Rache und gute Geschäfte

Fünf Jahre nachm Gemetzel inne sumpfigen Wälder ham die Römer ganz schwer Rache genommn. Mitten inne Nacht kamnse übern Rhein, sind über de schlafenden Marser hergefallen und ham n ganz gemeinet Blutbad angerichtet. Marser hieß der Germanische Stamm, der damalz hier im Ruhrgebiet am hausen war. Getz kamen die vielleicht gerade auße Kneipe, wose sich noch am Abend mitn lecker Hörnchen Met den Staub vonne Eisenhütte oder vonne Holzkohle auße Kehle gespült hatten. Vonne ganzen Umdrehungen schläfße ja ganz tief und hörs nix mehr. Die Frauen und die Ulligen ham auch nix gehört, und die älteren Leute warn wohl alle schwerhörig, weil dat Hörgerät noch nich erfunden war.
Im Jahr 100 ham die Römer dann immer weniger Lust gehabt, sich mitti Germanens rumzuprügeln und zogen immer mehr Legionen ab. Somit verlief allet n bißken zilivisierter, und man konnte mitti Römers richtich gute Geschäfte machen.

Zu verdanken hamwa dat Wissen dem Geschichtsschreiber der Römers Tacitus. Der hat alles aufgeschriebn, wat er für intrssant hielt, datti Nachwelt dat wissen sollte.
Sehr intressant zu wissen is abba auch, dat Tacitus erwähnte, dat Asciburgium schon 1000 Jahre vor ihm von Odysseus gebaut wurd, denn der war auf seinen Irrfaahten auch im Ruhrgebiet. Tatsächlich weist ein Altar darauf hin, den man hier fand und der den Namen vom Vater des Odysseus trägt.
Dat Lager Asciburgium is heute Asberg, ein Stadtteil von Moers. Die Reste des Lagers findet man unter den Häusern tief im Erdreich.

Könige und Heilige lieben dat Ruhrgebiet

Inne Mitte vonnet 6. Jahrhunnert, die Römers warn mittlerweile alle weck, kam n großer Schrecken nach Germanien und auch zu uns in dat Ruhrgebiet. Diesmal kam dat Grauen von Massilia (Marseille) und verbreitete sich in ganz Europa. Am schlimmstn waret im Rheinland, wat beweist, datwa doch heute viel mehr Rheinländer hättn, wärn damals nich so viele dahingerafft wordn. Et war die Beulenpest, die uns so richtich zu schaffen machte, diewa abba auch eines Tages ausrottn konnten. Wir ham doch schon immer gute Quack..... äh... Ärzte gehabt, ne?

Inne folgenden Jahrhunnerte ham verschiedene Könige und Grafen ihre Schlösser innet Ruhrgebiet gestellt, damitwa uns die heute alle ankucken können. Dat ging abba nich immer ganz friedfertich vonstatten.
Von Friesland aus versuchtn ständich die Sachsen innet Ruhrgebiet einzufallen. Vonne annern Seite wurdense abba ständig vonne Franken zurückgeschlagen. So ging da n paarmal hin und her, bis die Sachsen endlich ruhich warn und dann n Wall alz Grenze gebaut wurde - der Westfalenwall. So konntn die Franken ständich hier durchet Ruhrgebiet wandern.
Karl Martell, ein karolingischer Herrscher sondergleichn, ließ 738 die Burgen Duisburch und Essen alz Königshöfe anlegn. Karl Martell ist ja dadurch berühmt gewordn, datter in Poitiers in Westfrankreich die Muselmänner verprügelt hatte, datti aus Nordeuropa verschwinden, sonz würdenwa ja heute alle inne Moschee rennen und Richtung Mekka betn. Karl Martell hat inne Bücher der Geschichte größere Einträge verdient, weiler viel mehr fürt Land getan hat, alz andere Herrscher nach ihm. So hatter auf Bitten von Papst Gregor II. dem Missjonahr Wynfried (Bonifazius) n Schutzbrief ausgestellt, dat dieser sich in Germanien einigermaßn sicherfühln konnte und in Ruhe dat Christntum verbreitn konnte. Karl Martell war schon n echtn Hammer.
Karl der Große, der Enkel von Karl Martell, hat später aus Utrecht den Missjonhar Liudger innet Ruhrgebiet beordert. So kamet, dat dieser Missionar 792 dat Kloster Werden (Essen) gegründet hat, woer dann auch nach sein Tod beerdicht wurde. Vorher wurde dieser Missjonahr abba noch 1. Bischof von Münster und später hat ihn n Papst heilich gesprochn, denn er sollte richtige Wunders gewirkt ham.
Im Gegensatz zu Kaiser Karl, der dat Christntum mit Gewalt einführn wollte, setzte Liudger auf Freiwillichkeit, dat sich die Sachsen vom Glaubn der Germanen abwenden und sich zum Christentum bekennen.  Liudger schaffte es auf diese Weise sogar, datter den Hadu, den größten Widersacher der Christen, bekehrte.
Liudger sorgte dafür, daß am Sonntag nicht gearbeitert wird. 
In dieser Zeit wurdn immer mehr Leute im Ruhrgebiet gläubige Christen.


Nach und nach kamen immer mehr Himmelsprediger nach hier int Ruhrgebiet, dat auch die letzten Germanen genuch hattn von Wotan, Donar, Freia, Thor und die annern germanischen Götter alle. Irgendwie mußte den Leuten hier die neue Religion besser gefalln. Dafür hat man ja schließlich stets gesorcht, ne? Außerdem gabet ja von nun an Weihnachten und auch Ostern. Oder hasse schomma gehört, dattat kleine Wotankind in Gelsenkirchen hinter de Halde auffe Welt gekommn is und von n paar Kumpels und von 3 schlaue Leuten ausm fernen Bayern besucht wurde und dattet einige Jahre später für uns am Kamener Kreuz gestorben is? Nee, ne?

Zu Ostern kamen getz sogar die Könige und Kaiser innet Ruhrgebiet, vielleicht aus dem Grund, weil die Ostereierkes bei uns besser geschmeckt ham, oder weil die Kirchn und Schlösser alle noch ziemlich neu warn.
Überall hattte man doch getz Kirchen gebaut. Um 900 wurde in Kirchhellen eine Kirche auffen Hügel gebaut und seitdem is auch der Name so geblieben, de Kerk op de Helle - Kirchhellen. Anne Gelse hamse auch ne Kirche gebaut - Gelsenkirchen war feddich. So ging dat getz überall hier inne Gegend, dat man sich nur noch wundern kann, wo die die ganzen Moneten herhatten. Dat muß abba allet sehr wichtich gewesn sein, weil sogar Otto der Große und auch die annern Ottos danach, Barbarossa, Heinrich der Löwe und annere in Dortmund und Umgebung ihre Ostereierkes gesucht ham und manchma sogar ihren Reichstag abgehieltn.
Ja, umme erste Jahrtausendwende hat sich so einiget hier zugetragn. Da wurdn ganze Städte verpfändet und sogar einma die englische Krone alz Pfand genommen. Die hamwa später abba ganz aartich wieder zurückgegebn. Schließlich soll uns hier im Ruhrgebiet keiner wat nachsagn.
In diese Zeit hatte ein bestimmten Reinold von Dortmund, ein Neffe von Karl den Großen, die Nase voll vonne ständige Prügelei inne Kriege und verließ dat Ruhrgebiet und ging nach Köln, um beim Dombau zu helfen. Alz man sein Wunderpferd ertränkt hatte, hatter sich geschworen, nie wieder n Pferd zu besteign. Somit hatte Reinold ja nun den richtigen Beruf und krichte mit niemand mehr Ärger. Er malochte wie n Beklopptn und machte den ganzn Akkord kaputt. Dat hat seine Kollegen total geärgert, datze ihn den Schädel eingeschlagn ham und ihn innen Rhein warfen. In Köln hat man ihn vermißt und alle Glockn geläutet. Dat war so laut, datti Leiche wieder annet Ufer gespült wurde.
Weil getz abba einige Wunders passiert sind, die schon auffe Beerdigung von Reinold passierten, hat der Papst ihn kurzerhand heilich gesprochen. 200 Jahre später ham sich die Leute in Dortmund plötzlich wieder an Reinold erinnert und wollten seine Knochen gerne in Dortmund ham. Der Kölner Erzbischof  abba wollte den Sarch lieber in seine Kirche bringn und lechte ihn auffe Kutsche. Vielleicht hatte sich dat unter die Gäule rumgesprochn, dat Reinold ma geschworn hatte, datter kein Pferd mehr besteign wollte und vielleicht aus diesem Grunde setzte sich getz die Kutsche in Bewegung und der Gaul zog die Knochen vonnem Heiligen Reinold bis nach Dortmund an die Stelle, wo heute die Reinoldikirche steht.


Hansestädte im Ruhrgebiet

Im Mittelalter wurdn auße Dörfer nach und nach Städte. Dat lach nich zuletzt daran, dat immer mehr Häuser gebaut wurdn. Die Gegend hier wurde immer wichtiger. In Dortmund war sogar ne Münzprägeanstalt. Die Häuser wurden im mittelalterlichen Stil gebaut, wat für diese Zeit wirklich angebracht war. Wie hätte dat denn ausgesehn, wenn die damals schon überall so moderne Betonbunkers hingestellt hättn?
Watze damals noch nich gebaut hattn, dat warn Deiche. So gabet nach 1200 n ganz schlimmet Hochwasser am Rhein. Plötzlich stand ganz Duisburch mittn im Wasser. Alz dat Wasser wieder weck war, war auch gleichzeitig der ganze Rhein nich mehr zu sehen. Der hat sich selber zwei Kilometer weiter westlich verlecht. So mußte auch die Ruhr getz weiter fließen alz ursprünglich geplant.
Weil aber getz in Duisburch so viele Rheinarme warn, ham die Duisburger sich gedacht, dat man genau hier den größtn Binnenhafen vonne ganze Welt bauen kann. Dat hamse dann auch tatsächlich so gemacht.
Inne folgenden Zeiten hat man sogar die Ruhr n bißken zähmen können, dat hier endlich Schiffe drauf rumfahrn konntn. Alz 1356 in Lübeck die Hanse gegründet wurde, war auch dat Ruhrgebiet mit vertretn. Tatsächlich warn damalz Städte wie Bochum, Dortmund, Essen, Duisburch, Wattenscheid, Unna, Kamen, Haltern, Dorsten, Recklinghausen und annere Städte hier im Ruhrgebiet richtige Hansestädte. Glaubße dat nich? Is abba so. Kannze allet inne Geschichtsbücher nachlesn.
Neue Genüsse und Entdeckungen

Um 1350 ham Kaufleute vom Schwatten Meer die Pest nach Deutschland und auch int Ruhrgebiet gebracht. Dagegn halfn nich ma die inzwischn gebautn Stadtmauern. Weil dat immer schlimmer wurde mitti Pest, hat man schnell nen Schuldigen gefundn. So hat man einfach die Juden auße Gegend verjacht. Natürlich wurde dat mitti Pest dadurch auch nich besser.
Abba einet Tages waret mitti Pest trotzdem wieder vorbei. Vielleicht lach dat ja am Bier, welchet inzwischn erfunden wurde. In alle Städte im Ruhrgebiet sprießn plötzlich Brauereien außm Bodn wie Pilze. Deshalb hat man dann abends inne Kneipe wohl immer gesacht: "Hömma, mach ma n leckeret Pilsken!"

Für viele fehlte noch wat zum Pilsken. Dat war die Zigarette. Da mußtnwa uns abba noch gedulden, weil noch niemand den Tabak kannte. Ärßma mußte einer Amerika entdecken, obwohl ja die Indianer schon länx da warn. Abba die ham wohl wat anners zu tun gehabt, alz uns zu entdecken.
Nache Entdeckung kamn jedenfallz die ganzn Leckereien nach Europa und so konnte Mutti z.B. ne leckere Tomatensuppe aufn Mittachstisch stelln, bevorse die Kartoffeln servierte. Nachm Essen konnte man sich ne Piepe stoppen und gemütlich schmöken. Einet Tages hat man die Tabakblätter zu einer Stange gerollt und schon war die Zigarre erfunden. Noch später hat man den Tabak in Papierblättchen gestoppt und die Zigaretten warn da. Dattat allet nich gesund is, dat wußte man abba noch nich.

Mitte Zeit wurde Mutti immer kreativer mitti Kartoffeln. Da hatze die Kartoffeln gekocht und dann zu nem Brei gestampft. So wurden die Stampfkartoffeln erfundn. Diese konnte man wieder zu einer Kugel formen und nochma kochn - die Knödel waren da. Gerieben und anschließend gebraten ergaben die Kartoffeln dann Kartoffelpuffer. Die Franzosn erfandn das Kartoffelgrateng und die Belgier die Pommes. Kartoffeln wurdn zum vielseitigstn Nahrungsmittel.
Getz hattn auch die Bauern so richtich Späßken, weilse nich ewich nur Korn anbauen mußtn. Sogar in jedem Hausgaaten wuchsen getz Kartoffeln. So hatte man auch welche fürn Winter, weil man die vorzüchlich einkellern konnte. Natürlich durfte man die dann nich vorher kochn.

Inne folgenden Jahrhunnerte sind immer wieder Menschen nach Amerika ausgewandert. Dat war auch ne gute Idee, weil in Europa der Teufel los war. Hier wütete der Hexenwahn, der dreißichjährige Kriech und immer wieder die Pest. Allerdinx waret in Amerika wohl auch nich viel besser, weilse sich da ständich mitti Indianers angelecht ham. So kamet überall auffe Welt dauernd zu irgendwelchen Gemetzeln, datwa auch ja nich zuviel Menschen werdn.



Die Industrialisierung und die Bürokratie

Im Laufe der Jahrhunnerte wurde die Industrie im Ruhrgebiet immer schwerer, so schwer, bis dat man vonne Schwerindustrie sprechn konnte. Den Anfang machte Friedrich Harkort, der sein Werk einfach auffe Burg Wetter errichtete, weil man damals noch nix vom Denkmalschutz kannte. Harkort nennt man heute den „Vater der Ruhrgebietes“:
Inne späteren Jahrhunnerte warn die Bosse von diese großen Unternehmen welche, von denen man die Namen heute noch kennt. Jeder kennt doch Thyssen, Krupp, Stinnes, Hoesch, Grillo, Mannesmann und viele annere berühmten Namen. Allet Namen, die dat Ruhrgebiet geprächt ham. Der olle Stinnes krichte seinerzeit die Idee, jedet Haus mit elektrischn Strom zu versorgn, wat dann auch so gemacht wurde, sonz wäret nachts stockduster, weilet ja nur noch inne Weihnachtszeit und zu besondere Anlässe Kerzen gibt. Selbs fürn Weihnachtsbaum gäbet keine Beleuchtung mehr, weil dat ja auch mittlerweile mit Strom gemacht wird. Und Strom im Haus gäbet ebn ohne den Stinnes nich.

Nachdem sich die Preußen hier breitgemacht hatten, wurde Zucht und Ordnung eingeführt. Natürlich lerntn wir auch die Bürokratie kennen, worunter wir heute noch leidn müssn.
Alz Napoleon dat Ruhrgebiet besetzte, hatter viele interessante Neuerungn eingeführt. So konntnwa endlich Strecken in Meter messen und brauchtn nich mehr aufm Boden rumkriechn, um zu wissen, wieviel Ellen dat wohl von Duisburch bis nach Dortmund sind. Auch hat Napoleon die Gewerbefreiheit eingeführt und somit ne staatliche Gewerbeaufsicht, damit nich allet so scheuklappenmäßich abläuft. Dadurch erhielt die Wirtschaft n kräftigen Aufschwung.
Napoleon hinterließ auch viele schöne französische Wörter, wie z. B. dat schöne Abschiedswort „Tschüß“. Dat kommt von dat Wort „salut“, watze bei denen auch immer sagen, wennse sich verabschieden tun. Auch der Scholli is n Franzose. „Mein lieber Scholli“ bedeutet soviel wie „mein lieber Hübscher“, wat von dat Französische „joli“ kommt .
Weilse abba kein H sprechen können, hamse „ey“ gesagt, wennse „hey“ meinten. Dat französische Wort für „schön“ is ja bekanntlich „beau“. Nun is ja auch endlich klar, wat „Boah ey“ bedeutet und woher dat kommt.

Wiewa alle wissn, wurde Napoleon wieder rausgeschmissn. Wahrscheinlich hattn die feinen Herren wat gegn Ausländer. Jedenfallz wurde später allet noch viel preußischer alz vorher. Getz wurde sogar die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Weiterhin hat man schon damals festgestellt, datti Lehrers mehr lernen müssen, damitze den Schülern mehr beibringn können. Ob et damalz schon ne Art Pisastudie gab? Jedenfallz hamse sich da schon ganz ordentlich über so ne Probleme den Kopp zerbrochn.

Je preußischer dat hier wurde, desto bürokratischer waret dann auch. Bald konnte man nich mehr einen Schritt machen, ohne dattet nich auch n Gesetz dafür gab. Allet mußte in geordnete Bahnen verlaufn. Aber dat hatte auch Vorteile. So durfte kein Kind mehr unter neun Jahre anne Kohle oder inne Fabrik arbeiten.

Dann kamen Dampflokomotiven int Ruhrgebiet, Gesangvereine wurdn gegründet und die Leute konntn ihre Moneten auffe gerade gegründeten Sparkasse bringn, damitze dat ganze Geld nich gleich wieder aufn Kopp haun. So ginget den Leuten hier anne Emscher und anne Ruhr einigermaßen gut, dat sich 1848 nur ganz wenich anne Revolution beteilicht hattn. Wir hättn sonz viel früher ne Demokratie gekricht.
Weil man getz überall bei Probebohrungen mitten inne Städte, die immer noch klein warn, auf Kohle stieß, ging der dörfliche Charakter verlorn. Zwischen de Städte gabet abba zu dieser Zeit noch genuch Wiesn und Felder, dat man vonne wild-romantische Gegend sprach.
1856 hat man den Rhein-Herne-Kanal geplant, der in sein weiteren Verlauf bis anne Elbe gehn sollte. 1863 hat man den Konsum gegründet, damitti Arbeiter ihre Lebensmittel billiger einkaufen können. Später hieß der Laden dann Coop, und mittlerweile gibtet dat ja auch nich mehr. Aldi is sowieso billiger gewesn, wattet aber ärß seit Anfang vonne sippziger Jahre gibt. Nur hießet anfangs noch Albrecht.

Auße Industriebetriebe wurdn mitti Zeit Konzerne. Aber et wurden auch Gewerkschaften gegründet, und somit gabet die ärßtn Streiks. Die Konjunktur ging schon damalz auf und ab. Bei Krupp wurdn die ärßten Kanonen hergestellt und inne Städte wuchsen überall Fördertürme und Schlote in Richtung Himmel. Die ersten Bercharbeitersiedlungen entstanden.
Ältere Unternehmen mußten abba schon wieder ihre Tore schließen. 1877 wurde die erste Hütte des Reviers, die Antonyhütte in Osterfeld (Oberhausen) geschlossen. Die modernere Konkurrenz Gute-Hoffnungs-Hütte war viel stärker gewordn. Ein Jahr später gabet dat ärßte Telefon im Ruhrgebiet. 1880 kamen die ärßtn Polen hierher, weil die Industrie Arbeiter gesucht hat. 1881 zogen Pferde die Straßenbahnen durche Städte; unter Tage mußtn die armen Kläpper ja schon lange vorher die Loren ziehen.

Selbstgemachte Probleme

1885 war die Luft hier schon ziemlich dreckich. Ärß hunnert Jahre später sollte sich dat wieder ändern. Weilse abba schon damalz merkten, dattat mitti Natur immer weniger wird, hamse mitten inne Städte Parks gebaut, datti Arbeiters sich auch ma in ihre wenige Freizeit erholn konntn. Von "frische Luft schnappen" konnte man wohl kaum sprechen. Abba nich nur die Luft, auch dat Wasser war völlich verschmutzt. So konnte man bald inne Emscher seine Filme gratis entwickeln, so chemisch verseucht war dat Wasser.

Und genau die Emscher fing getz an Probleme zu machen. Und zwar brauchte man für die vielen Eisenbahnstreckn, für die Züge und Lokomotiven, für die monströsen Bahnhöfe inne Großstädte, für Straßenbahnen, die getz mittlerweile elektrisch fuhren, für die Autos, für die unzähligen Brücken, die überall im Land alz richtige statische Kunstwerke gebaut wurdn, für Maschinen, Fördertürme, Stempel fürn Berchbau und für viele andere Dinge jede Menge Eisen und Stahl. Um dat allet produzieren zu können, brauchte man ganz viel Kohle für de Hütten und Stahlwerke. Weilse getz soviel Kohle auße Erde geholt ham, entstanden da untn viele Hohlräume. Ärßma hattense versucht, diese vieln Hohlräume wieder mit Schlacke zu schließn, dat sogenannte Verblasen. Abba et wurde mehr rausgeholt alz reingeblasen. So is dann mitti Zeit die ganze Landschaft abgesackt. Häuser standn plötzlich schief, Straßen warn kaputt und Bäche und Flüsse mußtn auf einma berchauf fließen, watze natürlich nich gemacht ham.
Natürliche Überschwemmungen hattet ja schon immer hier gegebn, datti Menschen hier auße Häuser fliehen mußtn oder inne Fluten umgekommn sind. Abba getz die Überschwemmungen warn ja hausgemacht. Alz im Februar 1909 die Emscher sich ma wieder so richtig ausbreitn wollte, hatze natürlich nich daran gedacht, datze doch nich mehr aus klaret Wasser besteht, sondern aus ne chemische Brühe. Diese Brühe floß nich nur inne Natur, sondern auch über de Straßn und inne Häuser. Wär dat Wasser getz nich so schwatt gewesn, dann hättze da drin die Wäsche chemisch reinigen können. Abba gestunken hättese schlimmer alz Sau.
So krichte die Emscher n ganz neuet Bett mit Beton alz Matratze und riesich hohe Deiche, damittat bloß nich mehr passiert. Die munter dahinfließende Kloake blieb auch weiterhin verschmutzt und diente vielen Menschen alz letzte Ruhestätte. Also fürn Suizid hättich mir aber wat gesünderet ausgesucht.

Zigarren am Himmel

Wat den Leuten hier im Revier schon immer Spaß gemacht hat, dat is immer dann gewesn, wennse am Himmel n richtigen Zeppelin gesehen hattn. Diese Dinger da am Himmel, die aussahen wie riesige Zigarren, gabet ja noch nich lange und Fluchzeuge warn noch nich erfundn. Gerade die Dötzken hattn am meisten Spass anne Freud und rannten umme Häuserecken und kuckten so lange, bisse vonnem Zeppelin nix mehr sehn konntn. Dieser Zauber hielt noch bis inne sechziger Jahre an, wo man dann die letztn echten Zeppeline am Himmel sehn konnte. Ich bin noch selber alz kleinen Dotz umme Häuserecken gerannt, um noch einma n letzten Blick zu erhaschn.

Tankstelle Apotheke

Noch fuhrn überwiegend Pferdefuhrwerke über de Straßen inne Städte. Plötzlich aber kam son Stinker umme Ecke gefahrn, laut brummend und qualmend. Der hielt dann vor de Apotheke, wo der Kutscher oder Fahrer, wie er sich getz nannte, ausstieg, um sich für sein Automobil Benzin zu kaufn. Ärß alzet viel mehr Autos gab, wurdn die ärßtn Tankstelln eröffnet. Bis dahin vergingen abba noch n paar Jahrzehnte.
Weil der Straßnverkehr jedoch getz immer dichter wurde und jeder so fuhr, wieer wollte und wohinner wollte, hat der Rheinisch-Westfälische Automobilclub die Verkehrsregeln eingeführt, datti sich auffe Straße nich mehr so benahmen wie Idioten. Dattat abba bis heute noch nich richtich funxjoniert, kann man ja selber sehen, wenn man am Straßenverkehr teilnehmen muß.
Automobile konntn sich zunächst nur die ganz reichen Pinkels leistn. Transporte wurdn nun mehr und mehr vonne Lastwagen übernommen, und hier und da knatterte n Motorrad durche Gegend. Der kleine Mann mußte ärßma weiterhin zu Fuß gehn oder mitti Straßenbahn nache Aabeit fahrn. Einige konntn sich vielleicht n Farrad leisten, wozu man jedenfallz lange sparn mußte. Weitere Streckn wurdn mitti Eisenbahn unternommen; jede Stadt hatte mittlerweile n Bahnhof.

3 Mann in ein Bett und Jupp inne Waschkaue

Aus Polen kamen immer mehr Malocher fürn Pütt int Ruhrgebiet, weil hier die Aabeit ständich zunahm. Getz ham die abba alle sone komische Aussprache gehabt, wennse Deutsch gesprochen ham. Und denen ihre Namen konnte man oft genuch garnich aussprechen. Da ham die Behörden bei den ganz schlimmen Fällen den polnischen Namen in nen deutschen Namen umgeändert. So hieß Herr Pawliczek nun Paulsen und Frau Mayczrpzdek hieß Mayer. In erster Linie wurde dat abba gemacht, damit denen ihre Kinners inne Schule nich so viel auffn Arm genommen wurdn vonne deutschen Mitschülers.

Der einfache Malocher krichte für harte Aabeit wenich Geld und somit wenich Brot. Sippzich Prozent vonnem ganzen Lohn ging regelmäßich für de Ernährung drauf, der Rest für Kleidung und Wohnung. Der Aabeiter im Pütt mußte sich nich nur eine Wohnung mit zwei Kumpels teiln, sogar dat Bett gehörte gleichzeitig auch den annern, weil Betten ganz teuer warn; son richtigen Luxusartikel war dat. Getz abba keine Angst, die mußtn dat Bett niemalz innem selbn Moment teiln. Durche Schichtaabeit war ja immer nur einer zu Hause.
Bei Familien mit Kinders sah dat anners aus. Da mußten alle drei Kinders gleichzeitich in ein Bett. War noch mehr Nachwuchs da, dann mußtn die dann bei de Alten mit inne Kiste rein. So kamet oft zu ner gezwungenen Familienplanung oder eben zu ner frühzeitigen Aufklärung.

Für de körperliche Reinigung war bei de Kumpels auffm Pütt ja gesorcht, weil die sich nache Schicht sich inne Waschkaue saubergeschrubbt ham. Auch inne annern dreckigen Berufe konnte man sich inne Firma oder inne Fabrik duschen. Die Familien vonne Aabeiters mußten jeden Samstach inne Zinkbadewanne. Hierzu wurde Wasser auffm Kohleofen heißgemacht und zu dat kalte inne Wanne gegossen. Dann kamen die Kröten der Reihe nach inne Wanne, und Mutti hatze dann geschrubbt. Abends dann war Mutti selber anne Reihe.
Und die feinen Herren, die Beamten und die, die immer nur im feinen Anzuch rumliefen? Die ham dat wohl auch zu Hause inne Zinkbadewanne machn müssn, oder die sind in eine vonne vieln neuen Hallenbäder gegangen.


Inne wenige Freizeit, watze damalz hattn, wolltense sich natürlich auch geistich betätigen, datze wat dazulernen. So wurde, wenn getz ma n bißken Geld über war, gleich n Buch gekauft. Die Kinners gingen ja alle inne Schule oder die vonne reichen Pinkels auch auffet Gümnahsium. Alz getz dat erste Kind vonnem Berchmann auffet Gümnahsium kam, hat die ersten Wochen kein Mitschüler mit ihm gesprochn, außer vielleicht gerade ma sein Banknachbar. Gerne hätter noch mehr Mitschüler vonne Berchleute gehabt, die höheren Schulen ham abba viel Geld gekostet, und dat war für n Berchmann einfach zuviel Asche.

Fliegerei im Pott

Mitten in Duisburch, also da wo später dat Stadttheater gebaut wurde, startete 1910 das erste selbstgebaute Fluchzeuch vom Ruhrgebiet und erreichte eine schwindenlde Höhe von 3 Meter. Der Erbauer Karl Strack entwickelte seine Maschinen weiter und konnte so schon zwei Jahre später 200 m erreichen. Überall hamse dann die Fluchzeuge weiterentwickelt, weilsese ja gut fürn Kriech gebrauchn konntn. Jedenfallz krichten viele Leute so richtich Spass anne Fliegerei, datze sogar n Fluchplatz in Gelsenkirchen Rotthausen gebaut ham.


Moderne Fürsorge

1911 entstand in Essen durche Margarethe-Krupp-Stiftung die Siedlung Margaretenhöhe für minderbemittelte Klassn. Auf 50 Hektar wurdn für 1 Millionen Mark Häuser für Aabeiterwohnungen errichtet. Für damalige Verhältnisse war dat schon ganz feudal, wenn man ma die ganze Sache genauer betrachtet. Die Räume warn großzügich gestaltet, mit fließend Warmwasser außm Ofen und ner Art Umluftheizung. Von außen wirken die Häuskes richtich schnuckelich. Am Eingang vonne Siedlung steht sogar son sogenanntet Brückenhaus, woe untn durchfahrn kannz.

Die Welt fängt am zanken an

1913 hat Professor Friedrich Bergius zum ärßtnma Benzin aus Kohle hergestellt und dafür den Nobelpreis für Chemie gekricht. Somit konntense sich ein Jahr später so richtich sicher fühln, dattat Benzin nich ausgeht, weil die mächtign Herren vonne Erde den 1. Weltkriech geplant hattn. Vier lange Jahre fürchterlichet Gemetzel stand auffm Plan, mit unzählich tote Soldaten, abba auch zivile Menschen. Für de Industrie war der Kriech ärß ganz fördernd, weil ja viele Kanonen und andre Waffen gebraucht wurdn. Später abba hattense keine Lust mehr am Kriech und ham sich ma die ganze Misere angekuckt. Anfanx warnse so voller Tatendrang und hattn richtich Spass inne Backen und ham sich wohl gefühlt wie die ollen Germanen, die die Römers rausgeschmissn hattn, nur diesma mit schwere Waffn. Sogar U-Boote hamse auffe Weltmeere eingesetzt. Die Flieger wurden immer tollkühner, die Propaganda immer härter und die Pressefreiheit wurde eingeschränkt. Dann abba wollte niemand mehr wat vonnem Kriech wissen, weil dat mitti Zeit doch ganz anstrengend wurde mittem Bewegungskriech, Stellungskriech und mitti Materialschlacht, alze die gesamten Kruppschen Produkte auffm Schlachtfeld verschrottet ham. Getz hattn sich die Soldatn wohl gedacht, dattet zu Hause bei Mutti inne Küche am Herd doch gemütlicher is alz im Schützengraben. Also nix wie ab nach Hause und den Kriech beenden! Der letzte Kaiser von Deutschland is dann innet Exil nach Holland gegangen und hierzulande wurde die Demokratie eingeführt.

Dat war aber n teuret Vergnügen

Durchn verlorenen Kriech und durche Reparationszahlungen, diewa anne Siegermächte zahln mußtn, gabet nix mehr zu beißn, und die Menschn krichten hier getz son richtigen Kohldampf. Die Aamut war ausgebrochn. Abba et half allet nix, irgendwie mußtet ja weitergehn, und et ging nich nur weiter, sondern auch wieder berchauf. Mitti Demokratie durftn die Leute zum ärßtnma freie Entscheidungen treffn. Et gab viele verschiedene Parteien und dadurch auch viel Krawalle auffe Straßn. Alle wolltn die Regierung übernehmen, besonders die Kommunisten und die Nationalsozialisten.
Durche vieln Zahlungen, die im Werseier (Vesailler) Vertrach festgelecht warn, kam Deutschland vorne und hintn nich so richtich hoch, und so ging dat mitti Wirtschaft wieder steil berchab. Dann ham auch noch die Franzosn hattn dat Ruhrgebiet besetzt und die Führung vonne ganzn Betriebe hier übernommen. Ärß 1925 zognse wieder ab, weilse dat mitti Zahlungen getz glaubtn gesichert zu ham. Abba da hamse nich mit einem gerechnet, der schon den Plan fürn 2. Weltkriech inne Tasche hatte. Der sorchte endlich dafür, dattat mitti Industrie und mitti ganzn Wirtschaft wieder berchauf ging, und datti Leute endlich wieder alle Aabeit hattn.

Heil?

Die Leute ginget so gut, dat getz sogar viele fürn eigenet Auto gespart ham. Jedenfallz glaubtense, datze mal n Auto kriegn. In Wirklichkeit abba hamse Panzer, Kanonen und Fluchzeuge für den bis dahin schlimmstn Weltkriech aller Zeiten gebaut, diese Schweinebuckels. Mitti Demokratie waret getz endgültich vorbei und jeder mußte die Klappe haltn. Die Juden wurdn alle außm Ruhrgebiet rausgeholt, weck- und umme Ecke gebracht. Geechner vonne Regierung kamen auch gleich mit weck.

Allerdingß hattn viele Leute Spass, weilse endlich Aabeit hattn. So wurde zum Beispiel der Baldeneysee von 100.000 Aabeitslosn angelecht. Alle Maschinen liefen auf Hochtourn und überall wurdn Autobahnen gebaut, weil die Autos immer schneller wurdn und langsamerere Verkehrsteilnehmer hier nur gestört hättn. Abba auch die Bahnstreckn wurdn ausgebaut, und so konntnwa schnell bis anne Grenzn zu de Nachbarländer kommen, nur nich, um da Urlaub zu machn.
 
Schluss mit lustich

Schon im Sommer 1933 durfte man plötzlich nich mehr lesn wat man wollte. Die Partei hat alle Bücher verbrennen lassn, wose dachte, dattat irgendwie marxistischen Ursprunx is. In alle Bibliotheken inn Ruhrgebiet sindse damalz eingedrungn und ham die ganzn Bücher auffe Straße geschmissn, die se da dann verbrannt ham, obwohl man dat eigentlich gaanich darf. Abba die hattn ja n Befehl dafür gekricht. Natürlich hamse nich vorher die Bücher durchgelesn, sondern ham nach gut Dünkn allet wat denen getz nich so paßte, einfach int Feuerken geschmissn.
Dat musse dich getz so vorstelln, datte gerade dieset Buch, watte getz gerade am lesen bis, datti dir dat auße Finger reißn tun und sagen: "Dat darfße ab sofort nich mehr lesn. Dat is getz von ganz obn vonne Regierung zensiert wordn."
Dann tätense auch dein Buch verbrennen, und vielleicht wäret dein einziget gewesn oder gerade ma dein Zweitbuch. Ma ährlich, hömma! Dat wär doch n richtich trauriget Erlebnis, ne?

Natürlich brauchte die Regierung für allet, wat nich ganz in Ordnung war, n Schuldigen. Dat warn ma wieder die Juden, weil die schon für de Pest gut genuch waren, und weil die ja damalz vor 2000 Jahrn den Jesus annet Kreuz genagelt hattn. Außerdem hattn Ausländer hier nix zu suchn, weil die nich dat richtige Blut hattn. Also, die Ideen wurdn immer kurioser, und dat ganze Volk hat dat allet geglaubt wie die Irren. Gegn die Regierung gabet zwar vereinzeltn Widerstand, der abba ganz brutal zerschlagn wurde.
So ginget ab 1939 mit Kraft durch Freude innen zweiten Weltkriech. Wie der endete, wissenwa ja alle. Man hatte uns ma wieder belogen. Und Deutschland hat sich ma wieder völlich übernommen. Wat wir an Bombn inne andere Länder geschickt ham, dat kam allet doppelt und dreifach wieder zurück. Deutschland und auch dat gesamte Ruhrgebiet lach in Schutt und Asche. Zum Glück wurdn ja noch n paar Bunkers inne Städte gebaut, sonz gäbet heute wohl keine Ruhrgebietler mehr. Diejenign, die dat ganze Desaster überlebt ham, ham sich geschwört, datze sich vor de Wahlen getz immer ganz genau die Politikers ankuckn wolln, und datze vor allen Dingen kein Politiker mehr wählen, der immer nur den ganzen Tach lücht, denn sowat wollte keiner mehr mitmachen. So kamet dann dazu, dat uns bis heute kein Politiker mehr angelogen hat. Oder stimmt dat etwa nich, wat ich da getz gesacht hab?
Gut, man darf ja wohl noch träumen, ne?

Land in Schutt und Asche

Getz war wirklich allet kaputt und wat noch ganz war, dat hamse nach Amerika geschleppt.
Hierzulande mußtn die Leute alle wieder kräftich Kohldampf schiebn. Gleichzeitich mußtnse allet wieder aufbauen und wurdn obendrein noch inne Demokratie belehrt. Dat nannte man dann Entnazifizierung, wat am besten durche Musik klappte. Endlich konnte man hören, wat man wollte, und dat noch inne Englische Sprache, weil dat sowieso keiner versteht, und wenn doch, dann aber kein Mensch interessiert. So is dat mitti Musik bis heute gebliebn. Abba nich nur mitti Musik, die englische Sprache überhaupt sollte plötzlich ganz modern sein. Irgendwie sind die Deutschen bis heute nich von diese komische Einstellung runtergekommen. Viele glaubn wohl, datze immer noch entnazifiziert werdn müssn. Abba wat sollz?

Jedenfallz warn Hunger und Not so groß, dat der Kölner Erzbischof Frings sogar den Kohlenklau erlaubte, wennet wirklich nich anders ging. Allet mögliche wurde versetzt, wat die Leute nur in Nahrung umsetzen konntn, datze ja irgendwie wat zwischen de Kiemen krichtn. In Amerika gabet sone Organisatzjohn, die Pakete mit lecker Essen, die sogenanntn Kehrpakete (Carepakete), gepackt ham und nach Deutschland gebracht ham, um die Berchleute ne Freude zu machn, damitze wieder Spass anne Aabeit krichten. Diese Pakete gabet sogar bis 1960.

Neuanfang

1948 krichtnwa endlich mitti Währunxreform die D-Mark. Jeder hat vom neuen Geld 20 DM gekricht und dat alte Geld, die Reichsmark, konnte man zu nem Kurs von sechsfuffzich in eine Deutsche Mark tauschn. Mittat neue Geld fingn die Leute am kaufen an wie die Irren.
Am 23. Mai 1949 wurde die Bundesrepublik Deutschland gegründet. Der erste Bundeskanzler hieß Adenauer, und der Wirtschaftsminister hieß Ludwig Erhard, welcher schon den Amerikanern aufgefalln war, datze ihn schon vorher zum Direktor für die Trizonenverwaltung machtn.
Im Dezember wurde der Marschallplan int Lebn gerufn und somit konnte dat Wirtschaftswunder keiner mehr aufhaltn. Die ganzn maroden Maschinen, die die Amis demontiert hattn, schafftn Platz für ganz moderne Geräte, mit denen die Produxjoon von nun an viel besser und schneller vonstatten ging. Somit war dat Ruhrgebiet die modernste Industrieregion vonne ganze Welt.

Deutschland wird bunter

Getz wurdn mehr Aabeiter im Ruhrgebiet gebraucht alzwa hatten. Zwar hat Konrad Adenauer fürn gutet Ansehen inne Welt gesorcht, dat ganz viele Kriechsgefangene wieder nach Hause kommen konntn, trotzdem hattenwa zuwenich Aabeitskräfte. Da hat man einfach ma die Türken gefracht, obße nich Lust hätten uns zu helfn. "Jau", dachtense sich, "da könnwa ne gute Mark verdienen." Da kamen ganz viele Leute auße Türkei, um uns bei de dreckige Maloche zu helfn. Seit diese Zeit is dat Leben hier viel bunter geworden.
Abba nich nur Türken sind innt Ruhrgebiet gezogn, auch jede Menge Italiener, Griechen, Jugoslawen und annere Ausländer. Alle hamse uns geholfen, bisset mitti Wirtschaft wieder n bißken berchab ging. Da wolltn viele Leute plötzlich keine Ausländer mehr sehn.
Heute sindwa abba wieder n riesiget Stück reifer, länx is Europa geschaffn, wat schon Konrad Adenauer alz beste Idee bezeichnet hatte, und könn uns dat Leben anners gaanicht mehr vorstelln.

Ein ganz legalen Sieg

Noch wat ganz wichtiget für Deutschland und für dat Ruhrgebiet geschah 1954 inne Schweizer Hauptstadt. Ganz sicher hasse schomma vom "Wunder von Bern" gehört. An diesem Tach is Deutschland zum ärßtnma Fußballweltmeister gewordn. Wat dat getz mittm Ruhrgebiet zu tun hat, frachße dich getz sicherlich. Der Reporter Herbert Zimmermann hat doch ganz laut geschrien: "Rahn schießt! Tor! Tor! Tor!" Dieser Helmut Rahn kam nämlich außem Ruhrgebiet. Er spielte bei Rot-Weiß Essen. Und der konnte Kohlenpottdeutsch fließend sprechen.

Schmerzhafte Teilung

Die Deutschen ginget immer besser und besser und da dachtnse, dattat nie aufhörn würde. Abba wieet schon so oft war, auf einma steckense wieder mittndrin im Schlamassel. So hamse 1956 die Bundeswehr gegründet, und jeder junge Mann mußte wieder stramm stehn, weil die Gefahr getz im Ostn lauterte. Die inne Ostzone ham dat dann auch so gemacht, und später ne Grenze mittn durch Deutschland gezogen, datta kein Mensch mehr durchkam. Wieet Vieh auffe Weide hamse die Leute abgezäunt, nur dattat Vieh keine Selbstschußanlagen am Zaun kricht.
Watti Politikers doch immer für Mätzkes mit uns machen wolln; man solltese doch alle inn Sack steckn und mittm Knüppel draufhauen. Nee ey, richtich traurich is dat doch. Man, dabei wolltnwa doch nur ma gerne Tante Ulla und Onkel Kurt in Ludwixlust besuchn oder Onkel Heinrich in Erfurt. N Klassenfeind hattn die nich und wir auch nich. Bis inn November 1989 hamse uns so zugesetzt, die Politikers. Statt Friedn zu machn hamse Panzer und Raketn gebastelt. Und somit wurde die Aabeit im Ruhrgebiet inne Stahlwerke niemals weniger.
Auch die Kohle erlebte ihre Hochkonjunktur. Nach vielen Hundertmillionen Jahrn Dornröschenschlaf heißtet dann für zich neue Flöze: "Aufwachn! Getz wirße verfeuert."

Wirtschaftswunderland

Durchn ganzn Reichtum konntn die Leute sich sogar n richtiget Auto kaufn. Meistens war dat dann son ganz kleinet, n VW Käfer, n Opel Kadett, n Ford Taunus, n Gogo oder ne Isetta, woe von vorne einsteign mußtes. Nich nur n Auto, nee, auchn Fernsehapparat hamse sich zugelecht, damitze nich immer nur Radio hörn mußtn, sondern auch gleichzeitig wat dabei sehn konntn. Fuffzehn bis zwanzich Jahre später gabet den Luxus vom Heimkino für immer mehr Leute dann sogar in Faabe.
Weilet getz überall immer mehr zu kaufn gab, wurdn auch immer mehr Geschäfte eröffnet. Weil die Leute abba ständich über de Straße durchn dickn Autoverkehr mußtn, um in dat nächste Geschäft zu kommen, hat man ganze Straßenzüge für Autos und Motorräder gesperrt. So entstandn überall hier inne Städte im Revier die Fußgängerzonen.


Anne Bude

Wat ganz tüpischet hier fürt Revier sinti Trinkhallen oder Buden, wat getz von Klümpkesbude kommt. Sone Bude is n richtigen Treffpunkt für alle Leute außem Ruhrgebiet. Da steht der Kumpel und trinkt sich ne Pulle Bier und vielleicht nochn Kurzen, da kommti Hausfrau, weilse dat Brot bei Edeka vergessn hat und die getz schon zuham, die Omma von gegenüber will alle neuen Skandale vonne Englischen Könichshäuser wissen und kauft sich "Die neue Frau inne Post" von irgendsone Regenwurmpresse, und die kleine Susi will fünf Lakritze, drei Weingummiteufelchen und zwei vonne sauren Drops.
Also an sone Bude krisse einfach allet, außer getz vielleicht Benzin fürt Auto. Musse einfach ma drauf achten, wennze hier mal im Ruhrgebiet kommß! Die Buden gibtet hier in jede Siedlung und oft hamse ne Straßenbahnhaltestelle direkt vor de Tür gebaut, damitte gleich ne Schachtel Pralinen fürt Schätzken zu Hause mitbringn kannz, wennze vonne Aabeit kommen tus. Für dich selber kannze noch schnell ne Pulle Bier aufmachen und n bißken mittm Ährwin über de Regierung schimpfn. Frau Palutzki wird dann sicherlich wieder sagn, datze den Innenminister ja so richtich schnuckelich findet, weilse ma gesehn hat, wie der seine Frau Blümkes geschenkt hat und sie nur zum Hochzeitstach welche kricht. Die Omma erzählt dann vonne Hochzeit vonne Prinzessin in Timbuktu, dattat Sträußken so gut zum Kleid paßte. Der Susi fallen n paar Geldstücke auffen Boden, und alle fangen am suchen an. Ein Geldstück is sogar inn Gully gefalln und Ährwin weiß natürlich, wie man dat wieder rauskricht. Leider hatter gerade sein Magnet nich dabei und so gibter dem klein Mädken solange n Geldstück von sich. Die hat dann son richtich Späßken inne Backen, dattir dat Herz aufgehen tut.
Getz kuckße auffe Uhr und siehß, dattet schon länx am dunkel werdn is, und dattat Schätzken schon lange mittm Abendessn wartn tut, und datte schon wieder den größtn Ärger kriss.
Anne Haustür merkße dann, datte vor lauter Eile die Pralinen vergessen hass.

Alltäglich

Der Schrotthändler hieß bei uns Klüngelspitt oder Klüngelskerl und hat immer dat älteste Lasterken gefahrn. Meist war dat son ollen, dreckign Hanomach mit viele Beulen. Dann war da noch der Kohlenkerl, der son klein Dreiradlaster hatte, mitti Kohlensäcke hintn drauf, die er dann inne Kellers schleppn mußte. Annere hattn n Kipper und ham die lose Kohle vort Kellerfenster gekippt. Da konntze sehn, opper Koks oder Eierkohle geliefert hatte. Manche ham ja auch mitti Brikettz geheizt.
Bei uns kam der größte Laster, dann abba immer hintn auffn Hof. Weilwa ne Gärtnerei hattn und  Papa nich mehr jede Nacht rauswollte, um Koks nachzuschaufeln, krichtnwa ne Ölheizung mittm richtich automatischen Brenner, der alleine anging, wennet kalt inne Gewäxhäuser wurde und wieder ausging, wennet waam genuch war.
Der Leiterwagen kam auch alle paar Monate vorbei. Bei dem konntesse dann ne schöne, neue Holzleiter kaufn.
Einma inne Woche kam der grüne Leninglaster und hat n Kasten Sprudel gebracht. Für uns Kinder gabet dann den gelben Sprudel mit Geschmack. Beim Nachbarn kam immer der blaue Aquellalaster.
Täglich kam der Milchbauer mit Pferd und Wagen; im Sommer kam der Eismann, der auch n Pferd und n Wagn hatte. Die Kugel Eis kostete n Groschen, wie das 10 Pfennichstück hieß. Dann ginget los: "Mamaaa!? Hasse ma n Groschn? Bittäää!!! Kriegnwa n Groschn für n Aaaiiss?"
Meine Schwester krichte dann immer zwei Groschn fürn größeret Eis, weilse zwei Jahre älter war.
Watti meistn Händler anne Autos hattn, dat war die große Glocke: "Bimm, Bimm, Bimm" machte dat, und wir Kinders sind alle auffe Straße gerannt, um zu kuckn, wer da getz kommt.
Klopperei gabet abba immer, wenn ma n Bagger auffe Straße vorbeikam oder sogar ne Kettenraupe hintn auffm Laster. Alle Jungs sprangn außm Sandkasten raus und ranntn laut schreiend Richtung Straße: "MAAAIIINAAA!!! MAAAIIINAAA!!! ZUÄRß GÄSÄÄÄHHHN!"
Ich dachte dann imma so klammheimlich für mich: "Lasse ruich! Die wissen ja nich, dattat meiner is." Ich hab mich dann einen gegrinst, wenn die sich gegenseitich am verdreschen warn.

Der Kopp rollt


Auch ohne meine Schwester und ohne meine Freunde war ich alz Kind nie alleine, denn ich hatte n ständign Begleiter. Lulli, so hieß mein Teddybär, war selbst im Sandkasten bei mir und hat mich nie im Stich gelassn. Ach, n Schnuppn hatter auch immer gehabt, weiler stets ne klebrige Schnauze hatte. Is abba auch möglich, dat der Schnuppen von meine Nase kam, vonne ewign Schmuserei.
Getz habbich wohl imma so feste die Nase am Teddy geriebn, dat ständich der Kopp locker war. Wie oft kam ich na Hause mittm kopplosn Teddy?! Dann mußtich widda raus und im Sandkastn suchn. Mama hattn dann wieder annähn müssn.
Einma habbich den Teddykopp nich mehr wiedergefundn und war sehr traurich. Abnds abba kam mein Papa mit mein Teddykopp na Hause. Zwischndurch hat der Kopp jedoch viel mitmachn müssn. So isset geschehn, dat ein Lieferant den Teddykopp auf unsern Hof gefundn hat und aus ihm ne passende Kühlerfigur für sein Auto machte. Natürlich hatter den Kopp schon zwei Straßn weiter verlorn.
Spätnachmittags fuhr mein Papa zufällich durchn Ort und sah n paar Kinners auffe Straße Fußball spieln. Alzer abba sah, datti mit mein Teddykopp am spieln dran warn, isser ausgestiegn und hat denen den Teddykopp weggenommen: „Hömma, dat is meiner!“  


KZ für Hühner

Wat damalz nich bis anne Haustür geliefert wurde, dat mußtnwa uns selber besorgn. N großet Ereignis war damals die Eröffnung vom erstn Konsum bei uns im Ort. Dat war der ärßte Supermarkt, ne winzige Kaschemme im Vergleich zu heutign Supermärktn. Trotzdem hamwa auch noch weiterhin inne Tante-Emma-Läden eingekauft. Nur unsere Eier hamwa natürlich nich im Ladn gekauft, sondern auffe richtige, echte Hühnerfarm.
Getz hattich n Problem. Ich kannte Hühner vom Nachbarn und hab immer gesehen, datti n ganzen Tach draußen am rumlaufen warn, da am rumpicken dran warn und abends inn Stall kamen. Die Hühnerfarm war abba son riesiger Schuppn und Fenster hattn die wohl vergessn da einzubauen. Ich getz so dumm wie ich war, dachte, datti die Hühner auch ma rauslassn. Abba wenn die wirklich so viele Hühner ham, dat der ganze Schuppen voll damit is, dann kriegn die wohl gruppenweise Ausgang, weil der Gaaten ja viel zu klein war. Also bringn die wohl die Hühner tachsüber woanders hin, damitze anne frische Luft kommn. Abba ich hab auch nie n Laster gesehen, der die Hühner morgens abholt und abends wieder zurückbringt.
Hättich damals schon gewußt, datti Hühner da völlig unschuldig inhaftiert warn, in winzige Käfige gesperrt und zum Tach - und Nacht – Zwangseierlegn, 7 Tage inne Woche und dat bei künstlichet Licht, verdonnert warn, - ich hätte kein einziget Ei mehr gegessn, unti Eierfrau hättich verklaacht.
Einet Tages war die Hühnerfarm weck, abba wat getz nich heißt, dattet den Hühnern besser ging. Neue und viel größere Hühnerjustizvollzugsanstalten sind dafür entstanden. Noch heute gibbet sowat, obwohl ringsherum viel Wiese und n riesich hoher Zaun is. Der is abba eher für die Tierschützer gedacht alz Sicherheitszone, weil die sonz die ganzen Hühner freilassen würdn.

Wer knabbert an meine Radieschen?

Wir Kinders jedenfallz saßn nich nur im Sandkasten rum, sondern manchma warnwa auch bis zum Spielplatz gelaufn. Weil uns dat abba nich abenteuerlich genuch war, hamwa gekuckt, watwa für n Blödsinn anstelln könn. So liefnwa nach gegenüber auf dat Brachland. Hier war n Bach, der anne Schule vorbeifloß, unter de Straße verschwand und dann von unterirdisch außm Ort wieder rauskam, über dat freie Feld floß und dann mittn durche Siedlung Richtung Bahnhof. Getz kamwa auffe Idee, denen inne Siedlung dat Wasser einfach ma abzusperrn und wir bautn nen Damm. Datti Leute weiter untn inne Siedlung sich nich beschwern würdn, sachte mich schon damalz mein gesundn Menschenverstand. Dat Wasser hier wird doch wohl keiner trinkn wolln!?!
Einma hörtnwa tatsächlich jemand lautstark fluchen. Abba der schimpfte wie n Rohrspatz über die Berchmänner. Wir uns dann an sein Zaun geschlichen und gekuckt, wat der wohl für Probleme hat. Da zieht der doch seine Möhrn und seine Radieschen außm Boden und allet war angeknabbert. Getz konntnwa sein Ärger verstehn. Die Berchmänner warn gerade unter sein Gaaten Kohle am abbaun dran und ham dann anne Decke dat schöne leckere Gemüse durchwachsn sehn. Die brauchtn dann nur noch anne Radieschen rumknabbern.
Nee, da gefieln mir die Kirschn im Gaaten vom Nachbarn viel besser. Die warn vielleicht wat von lecker, dat glaubße nich. Wir hattn wohl genau dieselbe Sorte, abba unser Baum stand ja nich beim Nachbarn auffm Grundstück. Warum die Kirschen vom Nachbarn grundsätzlich besser schmecken, dat bleibt wohl ewich n ungelöstet Rätzel.
Alßet keine Kirschen mehr gab, mußtich auf die annern Früchte waatn. Später gabet beim Nachbarn ja noch die leckerstn Pflaumn, die schönstn Zwetschgn, die dicksten Birnen und die farbigstn Äppel mit richtich rote Backen. Wennze getz ma n Wurm begeechnet bis, dann war dat n gutet Zeichn, weil son Wurm ziemlich wählerisch is. Der geht nämlich niemals an gespritztet Obst und warum soll ich dat giftige Zeuch außm Laden essen? Nee, da teilich den Appel doch lieber mit nem klein Würmken. Die schönen Früchte, die da so im Laden rumliegen und inne Augen vonne Kundn am springn sind, die ham auch oft sone dicke Waxschicht, wo sich der kleine Wurm die Zähne dran ausbeißn tun würde.


Der Kohlenpott wird abgeschaltet

Wo Zechen, Hütten und Kupfer-, Zink- und Stahlwerke oder andere Schwerindustrie weichen mußte, war der Klüngelspitt natürlich völlich überfordert mit sein kleinet Lasterken. Hier ginget dann mit so riesige Geräte ant Werk. Wenn gaanix mehr half, dann wurde gesprengt. Die anliegende Bevölkerung mußte dann ärßma evakuriert werden, dat denen auch ja nix passiern tut, wennet knallt. Sone Sprengung is ja schließlich n ganz gefährlichet Unternehmen. Dat muß vorher allet ganz genau berechnet werden, wie und wohin dat Objekt falln soll. Bei de Schlote geht dat recht einfach, da diese sozusagn nur auf einem Bein stehn. So braucht man nur die Richtung berechnen. Schwieriger wird dat bei Hochhäuser, und bei de Bunkers außm zweitn Weltkriech hat sich schon son manchen Sprengmeister die Zähne dran ausgebissn. Darum stehn hier im Ruhrgebiet überall inne Städte noch reichlich von diese Betonklötze rum. Oft kann man hier Räume mietn, wennze getz z.B. so ganz laute Häwwi Meddel Musik machs, womitte die halbe Stadt mit erschreckn würdes. Hier machße die Schotten dicht und durche dicken Wände hört dich kein Schwein mehr, wennze die Geräte auf volle Pulle stellz.

Dat is dat Ruhrgebiet

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Viel Spaß!

Ludger Wilp

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